ISDA Log 31 Haddus
#1
==========  An Bord der ISS Picard  ==========
 
Haddus hatte sich ordentlich in Schale geworfen, denn es galt, das erste Captains Dinner erfolgreich hinter sich zu bringen.
Als durchaus wichtiger Brückenoffizier war er selbstredend geladen worden, und er gedachte, den besten Eindruck zu hinterlassen.
 
Nicht nur, daß seine Uniform absolut knitterfrei am Körper saß, er hatte auch noch alle die Orden und Ehrenzeichen an den Busen geheftet, die sich sein Original ehrbar erkämpft hatte.
Aber wenn er daran dachte, wie schnell so etwas vergessen war, wie er am Beispiel seines Vorgängers betrachten durfte, wußte er, daß so etwas meist nur kurz Eindruck schindete, einen aber nicht vor dem Lynchmob bewahrte, wenn jemand einen unbedingt loswerden wollte. Selbst, wenn der Vorwand mehr als herbeigesucht war. Aber er wollte zunächst mal Eindruck bei seinen Vorgesetzten schinden.
Und er wußte genug über das Leben seines Originals, als daß er auf hinterhältige Fragen reinfallen würde. Er hatte keine Angst vor Typen wie Vandenberg oder gar diese Schwuchtel von Rabenstein, wobei er natürlich wußte, daß man seine Gegner unter gar keinen Umständen unterschätzen sollte. Gerade dieser Rabenstein schien besonders hinterhältig zu sein, so nach dem Motto: Man lächelt seinen Gegner freundlich an und stößt ihm dann den Dolch in den Rücken.
 
Tr’Kovath war ebenfalls geladen und Haddus war schon gespannt darauf, wie der sich geben würde. Er war ja nicht gerade berühmt für seine diplomatischen Handlungsweisen, aber hier würde er sich hoffentlich am Riemen reißen, denn er wußte natürlich, daß mit seinem Agieren das Vorhaben stand oder fiel.
Aber als neu hinzugekommender Offizier mußte er sich natürlich bei dieser Party sehen lassen.
 
Haddus prüfte noch einmal vor dem Spiegel kurz den makellosen Sitz der Uniform und machte sich auf nach 10 vorne, wo die Feier steigen sollte, allerdings fragte er sich, wie man offiziell feiern konnte, wenn erst einmal der frühere Navigationsoffizier hingerichtet und der 1. Offizier ermordet worden war, aber an Bord dieses Schiffes schien nichts unmöglich.
Offenbar war Brunson nicht wirklich beliebt gewesen, was die Hinrichtung eigentlich auch unterstrich, so daß man sich unter seinen Kollegen die Feierlaune nicht vermiesen lassen wollte.
 
Haddus war das egal. Erstens hatte er schon so viele Tote in allen möglichen Varianten in seinem eigentlich noch recht jungen Leben gesehen, daß er die Art des Todes von Brunsons höchstens noch als ‚skuril‘ empfand. Und aus einer gewissen Solidarität mit seinem Vorgänger, schien es nur ein gerechtes Schicksal gewesen zu sein, daß er sein Opfer nur um wenige Stunden überlebt hatte.
Trotzdem würde es ihn doch stark interessieren, wer den auf diese ziemlich brachiale Weise ins Jenseits befördert hatte?
 
 
==========  10 vorne  ==========
 
Schon bevor er sein Ziel erreicht hatte, dröhnte ihm laute Musik entgegen, und  Gegröhle, Singen und Gelächter entgegen.
Von Trauer war tatsächlich nichts zu bemerken.
Und dazu kam, daß zu dieser Feier das strickte Alkoholverbot aufgehoben worden war, an das sich aber ausgerechnet der Captain nicht zu halten schien. Er gehörte offensichtlich du der Gruppe von Offizieren, die der Überzeugung waren, daß Vorschriften immer nur für die anderen galten. Und so Einer kommandierte das modernste Kampfschiff des Imperiums!?
Haddus war überzeugt, daß er diese Position nur durch große Mengen Vitamin B bekommen haben konnte.
Und er war ebenfalls fest davon überzeugt, daß es tödlich sein würde, mit so einem Captain in die Schlacht zu ziehen, vor allem, wenn der Gegner gleichwertig oder gar überlegen war.
Aber er war ja hier an Bord, um das drastisch zu ändern.
Dem guten Sokar traute er schon eher zu, so ein Schiff erfolgreich zu kommandieren, allerdings war er eigentlich überzeugt davon, daß es nur einen wirklich fähigen Kommandanten für dieses Schiff gab, nämlich ihn, Haddus! Wen sonst?
 
Kaum drinnen, erblickte er erst einmal auf einer kleinen Bühne Salazar stehend, oder besser torkelnd und eine Rede haltend, die zwar lallend aber doch ziemlich markig vorgetragen wurde. Worte wie ‚Kameraden‘, ‚Mitkämpfer‘ oder gar ‚Freunde‘ kamen ihm flüssig über die Lippen, wobei er sich ziemlich sicher war, daß kaum einer der Anwesenden der Meinung war, ein Freund dieses Captains zu sein. Höchstens ein Günstling. Schließlich mußte man, um irgendwie vorwärts zu kommen, dem Kerl so tief in den Arsch kriechen, wie irgend möglich. Und man durfte natürlich keinesfalls irgendwie negativ auffallen, sonst würde es einem schnell ergehen, wie dem Ex-Navigator.
 
Er näherte sich der Bar und orderte einen Zitronensaft mit Eis. Er wollte keinen Alkohol trinken, da er unter allen Umständen die Kontrolle behalten wollte, was immer auch passierte. Und er durfte sich einfach keinen Fehler leisten. Auch nicht den aller kleinsten.
 
Er beobachtete jeden Einzelnen und rekapitulierte deren Namen und Positionen an Bord und was er über diese Typen wußte, denn es war immer wichtig, über seine Gegner so viele Einzelheiten zu wissen, wie man bekommen konnte. Auch das gehörte zu einer soliden Vorbereitung, wenn ihr Plan erfolgreich sein sollte.
Die meisten fand er einfach eklig. Hackenzusammenschlagende Heinis, die außer ‚Hurrah-Brüllen‘ nicht viel konnten. Aber sie paßten zu Leuten vom Schlage Salazars, die sich natürlich gerne mit solchen Leuten umgaben. Daß man sich im Falle eines Gefechtes bedingungslos auf sie verlassen können mußte, spielte bei einer solchen Denke keine wichtige Rolle.
 
Dann sah er Mahan, der sich angeregt mit einer der Bordschönen unterhielt, einer jungen Ensign aus der Wissenschaft.
Haddus hatte beschlossen, nicht mit ihm Kontakt zu machen, denn es sollte keinesfalls der Eindruck aufkommen, sie wären irgendwie allzu eng miteinander, außer, daß sie nun mal derzeit die gleiche Kabine teilten, was ihn sowieso ärgerte, denn er hätte schon gerne einen eigenen Raum gehabt, aber vielleicht würde es ja eine Möglichkeit geben, ein eigenes Quartier zu bekommen, da ja gerade durch den Abgang Brunsons eines frei geworden war.
Der bisherige 2. Offizier Gomez war aufgerückt und so gab es eine Kette von Umzügen in der er hoffentlich auch berücksichtigt würde.
 
Gerade überlegte er, mit welchem der Offiziere er ein Gespräch beginnen sollte, als diese häßliche Fledermaus auf ihn zutrat.
„Ah, Mister Kaiser, wenn ich mich richtig erinnere?“
 
„Ja, Sir … äh … Hochwürden.“
 
„Sie haben da ja wirklich eine beeindruckende Zahl von Auszeichnungen, junger Mann. Und das schon in so kurzer Dienstzeit. Bewundernswert. Aber, wie es meine Art ist, habe ich mich über die leitenden Offiziere dieses Schiffes informiert und dabei von Ihrer wirklich nahezu unglaublichen Tapferkeit erfahren. Es ist gut, wenn wir solche Männer wie Sie in unseren Reihen haben. Wir könnten von denen durchaus ein paar mehr gebrauchen.“
 
„Danke, Sir, aber das wäre meiner Karriere nicht sehr hilfreich, wenn es zu viele von mir gäbe.“
 
Sein Gegenüber lächelte, aber Haddus hatte das unruhige Gefühl, daß dieses Lächeln eher dem einer Anakonda glich, die ihr Gegenüber eigentlich verschlucken wollte. Der Begriff ‚Katzenfreundlichkeit‘ war eindeutig viele zu milde für diesen aalglatten Kerl.
 
„Haben Sie sich denn schon eingelebt und können Ihre Arbeit zu hundert Prozent erfüllen, mein Sohn?“
 
„Selbstverständlich, Hochwürden. Ich bin auf solchen Schiffen – um es mal locker auszudrücken – groß geworden.
Ich habe diese Technik geradezu mit der Muttermilch aufgesogen.“
 
„Ja, ich habe Ihr Abschlußzeugnis gelesen: Hervorragend! Ohne auch nur den allerkleinsten Fehler! Das können Ihnen sicherlich nur Wenige nachmachen.“
 
Davon war Haddus mehr als nur überzeugt, zumal er mindestens Einen von diesen Kandidaten persönlich kannte: Ihn selber.
„Danke, Hochwürden. Allerdings muß ich ungerne zugeben, daß ich kein sehr guter Gläubiger bin. Ich war in den letzten Jahren sehr selten in einer Kirche, aber ich werde versuchen, mich zu bessern.“
 
„Mein Sohn, sei ohne Sorge. Wenn ich dich jetzt öfter in der Messe sehe, werde ich für dein Seelenheil ein gutes Wort da oben einlegen.“ Er blickte gegen die Decke des Raumes. „Und wenn du beichten möchtest, was so manches Menschen Seele erleichtert, dann steht meine Tür dir jederzeit offen.“
 
„Ich werde von diesem Angebot ganz sicher Gebrauch machen, Hochwürden.“
 
„Gut so, mein Sohn. Aber ich habe da noch eine Frage. Du lebst doch mit dem Romulaner zusammen? Wie heißt er noch?“
 
„Tavaek R‘Mor, Hochwürden.“
 
Ja, richtig. Ich kann mir diese romulanischen Namen einfach nicht merken, geschweige denn, sie richtig aussprechen. Das ist sicherlich sehr schwierig für dich, mit so einem einen Raum teilen zu müssen?“
 
„Ja, vor allem haben die einen strengen Geruch, der selbst beim Waschen nicht weggeht, und rülpsen tun die auch sehr viel, was sicherlich von dem seltsamen Essen kommt.“
 
„Und sonst? Ist Dir mal irgendetwas Seltsames an ihm aufgefallen? Ich meine so an seinem Verhalten oder so?“
 
„Eigentlich nicht, Hochwürden, wenn Sie von den seltsamen Sitten und Gebräuchen der Romis mal absehen. Aber wir haben nur wenig Kontakt, da ich ja auf der Brücke und der Navigation bin, während er in der Maschine ist. Und da ich von der Maschinentechnik nur geringe Ahnung habe, frage ich ihn auch nicht viel. Das wäre für mich eh nur Technikkaudawelsch.“
 
Die Fledermaus lächelte maliziös: „Trotzdem sollten Sie immer die Augen offen halten, denn ich persönlich mistraue den Romulanern. Sie sind zwar unsere Alliierten, aber die Geschichte ist voll von sogenannten Alliierten, die dann dem Verbündeten den Dolch hinterrücks zwischen die Rippen stachen.“
 
„Darf ich ehrlich reden, Hochwürden?“
 
„Natürlich. Was bedrückt dich, mein Sohn?“
 
„Nun, um ehrlich zu sein, stand ich dieser Koalition zwischen dem Imperium und den Romis immer sehr kritisch gegenüber. Wenn die könnten, würden sie uns bestimmt in den Rücken fallen. Da ist es nur gut, daß ihre Flotte nicht sehr schlagkräftig ist, erst recht nicht, wenn Schiffe wie die Picard ihre Gegner sind.“
 
„Sie sind ein helles Bürschen, mein Sohn. Wie gesagt, wenn Du beichten möchtest, kannst du jederzeit zu mir kommen.“
Damit drehte sich diese schwarze Ratte herum und steuerte in Richtung des Captains.
 
Haddus nahm einen langen Zug aus seinem Glas und überlegte, wen er ansprechen sollte, wobei er sich fragte, ob er das Angebot dieser Ratte annehmen sollte, denn vielleicht war es von Vorteil, sich mit diesem Kerl gut zu stellen. Die Frage tat sich da nur auf, WAS er denn zu beichten hätte?
Das, was er sich tatsächlich hatte zuschulden kommen lassen, war ganz sicher nicht für das Ohr dieses Kerls bestimmt, und über irgendwelche Sünden seines Originals wußte er leider nichts. Er würde sich was Glaubhaftes einfallen lassen müssen, aber das sollte extrem glaubhaft sein, denn er hatte das unruhige Gefühl, daß dieser Kerl geschult darin war zu erkennen, ob Jemand log oder die Wahrheit sagte.
Und auch bei diesem kurzen Gespräch war er inzwischen überzeugt davon, daß der Mann ihn testen wollte. Er nahm sich vor, extrem vorsichtig mit ihm zu sein, und er wollte auch Mahan warnen, daß er vorsichtig sein sollte, denn er fand es schon komisch, daß dieser Mann sich ausgerechnet nach Mahan erkundigt hatte, wobei es natürlich glaubhaft war, daß das Interesse deswegen vorhanden war, weil er ein Romulaner war.
Er nahm sich vor, heute Abend mal im Computer zu suchen, wie die offizielle Stellung der Inquisition zur Koalition war. Ob es da kritische Äußerungen gegeben hatte oder ob man das überschwänglich gelobt hatte? Diese Ratte von Rabenstein hatte so getan, als stünde er dieser Situation kritisch gegenüber, was aber auch eine Falle sein konnte, um seine Position zu testen.
Ja er war sich inzwischen sicher, daß das Ganze ein Test war. Wozu dieser allerdings dienen sollte, wußte er nicht, zumal die Inquisition eigentlich ja nun nicht wirklich für die Flottensicherheit zuständig war, so wie Vandenberg.
 
Er drückte sich noch eine Weile herum, war aber wenig erfolgreich mit Small Talk, da eigentlich alle Offiziere inzwischen sturzbetrunken waren.
 
Es wurde wirklich höchste Zeit, das Imperium, den Imperator und mit ihnen auch die Romulaner zugleich mit in den Orkus zu schicken.
 
(Ich warte erst einmal mit dem geplanten zweiten Teil, da Stella etwas für Mahan schreiben will!)
[Bild: Howy-neu.jpg]
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