ISDA Log 23 Rabenstein
#1
*** Einige Stunden vor dem Abflug ins Zielgebiet / ISS  Picard / Quartier von Richard von Rabenstein ***
 
Richard hatte sein Abendgebet mit einer kleinen Meditation über die göttliche Essenz im Universum beendet. Immer wieder fand er es faszinierend, wie OFFENSICHTLICH doch das Walten einer höheren Macht war, wenn man nur die Entstehung des Kosmos aus dem Nichts betrachtete - oder auch sein Ende in der endlosen göttlichen Ewigkeit. Alles war, wie es die Heilige Schrift berichtete, wenn man nur die vereinfachenden Klauseln der Schreiber von vor tausenden Jahren berücksichtigte, denen schließlich noch alle Kenntnisse über die Natur des Universums fehlten. Mit ihren eigenen unvollkommenen Worten mussten sie Dinge beschreiben, die ihnen Gott in Visionen offenbarte, und die sie nicht verstanden...
 
Der junge  Inquisitor erhob sich, machte das Kreuzzeichen und verneigte sich in Richtung des stilisierten Kruzifixes an der gegenüberliegenden Wand. Dann widmete er sich profaneren Dingen. In vorberechneten Abständen verteilte er acht kleine kugelige Gebilde in seinem Quartier, die, einmal aktiviert, für eine Abschirmung gegen eventuelle audiovisuelle Überwachungssysteme sorgten. Nach einer Prüfung ihrer Funktionstüchtigkeit entnahm Richard seinem Gepäck ein flaches Gerät, das sich nach einer Berührung mit dem Siegelring des Inquisitors zu einem holographischem Komterminal entfaltete. Er setzte sich, tippte eine Reihe von Codes in die virtuelle Tastatur und versuchte, sich in die Kommunikation der 'Picard' zu schalten. Die offiziellen Kanäle der Flotte zu benutzen, stand außer Frage, denn dann würden mit Sicherheit unbefugte Ohren und Augen weit offen sein, um Informationen abzuschöpfen. Die Inquisition benutzte also eigene Kanäle, die er jedoch nur für unwichtige Nachrichten verwendete (oder welche, von denen er wollte, dass andere sie lasen). Wirklich wichtige Kommunikation ließ Richard huckepack auf dem Standardsubraumtranspondersignal reisen. Dort waren die Sachen unbemerkt unterzubringen, und beim Versuch, sie zu entschlüsseln, würden sie sich selbst zerstören.
 
Diesmal jedoch gelang ihm nicht, Zugriff auf die gestern noch benutzteTranspondersignatur zu bekommen. Er runzelte die Stirn und ließ ein Diagnoseprogramm laufen. Interessanterweise erfolgte die Fehlermeldung, dass die sonst benutzten Leerstellen im Signal bereits besetzt seien. Das war eine computertechnische Unmöglichkeit, es sei denn.... Richard führte die Prüfroutine noch einmal durch. Sieh da, jetzt waren die Leerstellen wieder, was sie sein sollten: LEER.
 
Der junge Inquisitor lehnte sich zurück und überdachte die Situation. Einen technischen Fehler hielt er für unwahrscheinlich. Das Transpondersignal war die Erkennungsmarke der imperialen Schiffe. Ein nicht korrekt gesendeter Code konnte bei der Navigation schwerwiegende Konsequenzen haben. Wenn aber der ordnungsgemäße Code gesendet worden war und die Leerstellen trotzdem nicht dort waren, wo sie sein sollten, blieb nur eine Antwort: jemand anders benutzte das Signal ebenfalls, um huckepack etwas hinaus zu schmuggeln, und er hatte das just in dem Moment getan, als Richard die Signatur gescannt hatte. Ungläubige würden das Zufall nennen. dachte er. Ich nenne das Amtshilfe Gottes für einen seiner Diener...
 
Wo konnte der Zugriff erfolgt worden sein? Und vor allem, von wem? Wenn der Täter kein mobiles Gerät hatte wie er (und die Zulassung derartiger Transmitter unterlag strengen Vorschriften), konnte ein Zugriff nur von drei Stellen aus erfolgt sein: der Brücke, dem Quartier des Captains und dem Maschinenraum. Nun - das waren dennoch entschieden zu viele Orte und mögliche Täter! Apropos Amtshilfe... Er sandte seine beabsichtigte Nachricht an die Zentrale und beschloss, Flottenkommissar Vandenberg einen Besuch abzustatten.
 
*** Etwas später / Vandenbergs Quartier ***
 
"Ah, Hochwürden. Was kann ich für Sie tun zu dieser ungewöhnlichen Stunde?" fragte Vandenberg mit eisiger Höflichkeit, die unfreundlicher als jede unfreundliche Bemerkung war.
 
Richard hielt sich nicht mit Floskeln auf. "Schließen Sie die Tür und aktivieren Sie die Abhörsicherung."
 
Der Flottenkommissar, schon im Schlafanzug, der dasselbe Dunkelgrau wie seine Uniform aufwies, ging zum Wandpanel und tätigte die entsprechenden Eingaben.
 
"Wir haben ein ... unsicheres Subjekt an Bord."
 
"Das ist mir neu," erwiderte Vandenberg ironisch. "Wir haben 357 Besatzungsmitglieder an Bord und es könnte 357 'unsichere Subjekte' geben. Sie eingeschlossen."
 
"Und Sie." Aber Richard war sich fast hundertprozentig sicher, dass sein Gegenüber nichts mit der Huckepacknachricht zu tun hatte. Nicht die kleinste Schwankung, der kleinste Wellenschlag in seiner mentalen Aura und seinen Emotionen war zu spüren gewesen.
 
"Sie sind gekommen, um mich einem kleinen Test zu unterwerfen, Hochwürden?"
 
"Ihnen mangelt es an Subtilitas. - Ich bin hier, Sie um Amtshilfe zu bitten." Er zog ein Etui aus der Tasche und öffnete es. Zwischen dem eingeklemmten Seidenpapier entdeckte Vandenberg ein Haar. "Ich habe den begründeten Verdacht, dass eines unserer neu an Bord gekommenen Crewmitglieder nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Da Sie über die Ausrüstung verfügen, einen genetischen Scan vornehmen zu können..."
 
"Ich werde nichts dergleichen tun. Jedenfalls nicht in IHREM Auftrag."
 
"Sie behindern meine Ermittlungen."
 
"Ich kann nicht erkennen, wo hier Ihre Zuständigkeit liegt."
 
"Verrat fällt ipse facto in den Zuständigkeitsbereich der Inquisition. Daran muss ich Sie nicht erinnern, verehrter Herr Flottenkommissar."
 
"Wir befinden uns auf dem Weg in ein Manöver, was laut Paragraf 54 Absatz drei der Flottenordnung einem Einsatz im Krieg gleichgestellt ist. In diesem Fall obliegen alle Ermittlungen dem Flottenkommissar in erster Instanz. Ermittlungen, die SIE gerade behindern, wenn Sie mir das vorgebliche Beweisstück nicht aushändigen. Hochwürden."
 
Richards Hand klappte das Etui wieder zu. "Wenn dem Imperator zu Ohren kommt, dass sein neues experimentelles Schiff verloren gegangen ist, weil Sie mir ein Obstaculum waren--"
 
"Sie wollen mir nicht etwa drohen?"
 
"Mir scheint, dass Sie etwas mehr wissen, als Sie mir sagen..."
 
Richard lächelte kalt und schob das Etui zurück in die Tasche seines Anzuges. "Nun, das ist meine Aufgabe."
 
*** Nächster Tag, während des Transits / Bereitschaftsraum des Captains ***
 
Richard hatte das langweilige Geschehen auf der Brücke verlassen und stand im Bereitschaftsraum von Captain Salazar. Die leichte Schmuddeligkeit der Örtlichkeit wie des vor ihm sitzenden Offiziers war ihm sofort ins Auge gefallen und hatte ihn veranlasst, vom Berühren irgendeines Gegenstandes hier (inklusive der Sitzfläche des Sessels) Abstand zu halten. Er hatte Auskunft über die auf der Starbase an Bord genommenen Crewmitglieder verlangt, insbesondere jenen Romulaner namens Tr'Kovath. Und der Captain, mit einer immer noch deutlichen Alkoholfahne, hatte ihm TATSÄCHLICH erwidert, er solle sich 'zum Teufel scheren'.
 
"Diese Bekanntschaft werden Sie wohl eher machen als ich, SIR," erwiderte der Inquisitor. Er löste einen sanften Druck auf das schlechte Gewissen seines Gegenübers aus. "Wenn Sie mir jetzt nicht die besagte Akte übergeben, zeige ich Sie wegen Beihilfe zum Hochverrat an."
 
"Ahhh... aber mal halblang, junger... ähem, Hochwürden. Wir sind noch keine 6 Stunden unterwegs und Sie wollen meine Crew sezieren?"
 
"Vielleicht sollte ich lieber bei Ihnen anfangen?"
 
„Ich bin der Großneffe des Imperators!"
 
Das ist vermutlich dein einziger Verdienst. "Ich werde --" Das Komterminal unterbrach Richard.
 
Salazar schlug mit der Faust auf die Aktivierungstaste und blaffte: "Was gibt es?!"
 
+XO Brunson, Sir. Ist im Turbolift erstochen aufgefunden worden, Sir.+
[Bild: Signatur-Rabenstein-neu.jpg]
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