Friedensinitiative Teil II Log 1
#1
*** Ch'Rihan / Prätoriat /  Büro von Prätor Tr'Kaleh ***

Turan hatte seinen engsten Beraterstab für das Projekt Friedensinitiative zu sich ins Büro geladen. Vincent di Castello, ehemaliger Rechtsbeauftragter des Föderationsbotschafters, war ebenso darunter wie Senator Lhoal tr'Khellian und die derzeitige Leiterin des Tal'Shiar und M'Koral, Turans Spezialagent auf Quo'nos.

"Wir sollten dieses Projekt JETZT voranbringen," betonte Turan nach einer kurzen Zusammenfassung der jüngsten Ereignisse der interstellaren Politik. Wie lautet das alte terranische Sprichwort, Dr. Di Castello? 'Man soll das Eisen  schmieden, solange es heiß ist'. Vielmehr, man muss es  schmieden, wenn es heiß ist, weil es sonst zerbricht. Die Metapher ist auch den Rihannsu nicht unbekannt."

"Ich verstehe Ihren Standpunkt," entgegnete der Terraner, "aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht doch noch etwas zu früh für die Aufnahme von Verhandlungen ist. In wie weit ist die Lage auf Quo'nos oder gar im gesamten Klingonischen Reich stabil genug dafür? General Kvorag hat sich gestern zum Kanzler erklärt - aber wie gefestigt ist sein Sitz? Es gibt mindestens noch zwei andere Fraktionen, von den Splittergruppen gar nicht zu reden, deren Vertreter nur auf eine günstige Gelegenheit warten, um ihn los zu werden. Die Anschuldigung, mit dem Erzfeind zu paktieren dürfte genügend Grund und Gelegenheit bieten."

"Darum ist es wichtig, jetzt zu handeln. Natürlich dürfen wir nicht den Anschein erwecken, wir wählen diesen Zeitpunkt, um eine Schwäche der Klingonen zu unseren Gunsten auszunutzen," fuhr Turan fort. "Aber wenn wir vermitteln, dass unser Gesprächsangebot der Tapferkeit und Ehrenhaftigkeit Kvorags zu verdanken ist, sieht dies schon ganz anders aus."

"Ein Friedensangebot wird nur jemandem gemacht, den man als ebenbürtig schätzt, so ist die Ansicht der meisten Klingonen," bestätigte Lhoal. "Hilfsangebote haben sie bisher auch alle abgelehnt."

"Andererseits müssen wir vermeiden, dass WIR irgendwie schwach und bedürftig erscheinen," warf die Tal'Shiar-Chefin ein. "Das wäre fatal nicht nur für unsere politischen, sondern auch unsere wirtschaftlichen Partner. Die Abteilung Inneres hat während der letzten Monate vermehrt Stimmen registriert, die sich dafür aussprechen, die klingonische Frage militärisch zu lösen, jetzt und ein für alle mal."

Turan seufzte leise und nickte. "Ja, das ist mir bereits bekannt. Und ich weiß auch, dass wir in einem solchen Konflikt mit großer Wahrscheinlichkeit den Sieg davontragen würden. Aber das wäre das Ende der Allianz mit der Föderation. Außerdem bezweifle ich, dass wir die klingonischen Gebiete auf Dauer halten könnten. Das würde enorme Ressourcen verschlingen, was wir auf die lange Sicht nicht durchhalten könnten. So ironisch es klingt, ein Sieg würde unser Reich zum Kollaps führen."

"Was zu groß ist, wird irgendwann unregierbar," stimmte Di Castello zu. "Eine Erfahrung, die schon das Römische Reich auf der Erde machen musste. Besonders, wenn extrem unruhige Völker unterworfen werden."

"Krieg steht nicht zur Debatte. Wer dies äußert, ist unter Beobachtung zu nehmen."

Die Tal'Shiar-Chefin nickte. Sie tat das längst in diskreter Weise, aber ein direkter Befehl vom Prätor war natürlich noch eine Stufe höher.

"Aber diese Meinungen sind noch ein weiterer Grund, mit unserem Projekt schnellstmöglichst voran zu kommen." Turan lächelte. "Ich möchte nicht, dass meine Gegner glauben, ich hätte keinen Plan, wie ich die Situation zu Gunsten des Rihannischen Imperiums nutzen kann. Die Stimmung im Senat ist günstig. Ich hatte mir die letzte Abstimmung über die Protektoratswelten als Maßstab gesetzt. - Lassen Sie uns die nächsten Schritte im Detail besprechen!"


*** Eine Woche darauf / Im Senat ***

Der Prätor hatte eine Sondersitzung einberufen lassen und sein Erscheinen im Plenarsaal angekündigt, was zu allerlei Gerüchten im Vorfeld geführt hatte. Unter den missbilligenden Augen älterer Senatoren hatte Dalok Rul ein kleines 'Wettbüro' eröffnet, was den Grund des unerwarteten Auftritts Seiner Exzellenz betraf. Im Augenblick standen die Wetten 8 zu 29 zu 10 respektive zu Rücktritt, Ende der Allianz mit der Föderation und Krieg gegen die Klingonen. 'Offizieller Friedensvertrag mit den Klingonen hatte bisher nur eine Stimme bekommen. Ruls eigene, die er insgeheim in den Papieren verzeichnet hatte. Schließlich hatte er sich offiziell als gestandener Gegner einer 'Politik der Entspannung' profiliert. Dafür hatten böswillige Gegner Ruls den Witz in Umlauf gesetzt, dass je dicker ein Senator, desto vehementer sein Eintreten für militärische Stärke und Aktion.

"Ungeheuerlich!" zischte gerade eine Senatorin in Lhoals Richtung. Ihre Kopfbewegung galt Dalok Rul, der am Brunnen in der Mitte des Foyers gerade neue Wetten entgegen nahm, gut erkennbar an den kleinen Zetten, die ihm zwei jüngere Männer zusteckten. "Hier geht es neuerdings zu wie in einem Ferengibasar! Warum schreitet da keiner ein?!"

Lhoal wandte sich mit zusammen gezogenen Brauen von Ruls Aktivitäten ab. "Ich nehme an, weil es so abartig ist, dass es noch kein Gesetz dagegen gibt."

"Ja, manchmal kann man die Klingonen regelrecht beneiden, nicht wahr? Da marschiert man einfach in die Ratshalle und kommt einem einer frech, wird das Bathleth gezückt. ... Aber gut, wir sind ein zivilisiertes Volk." Sie warf einen giftigen Blick in Richtung des laut lachenden Rul. "Die meisten jedenfalls."

Der Gong ertönte und mahnte an den baldigen Beginn der Sitzung. "Wir sollten unsere Plätze einnehmen, verehrte Deihu," sagte Lhoal und ließ seiner Amtskollegin den Vortritt. Er wusste, was Prätor Tr'Kaleh heute verkünden würde und er war gespannt auf die Reaktion des Senats.

Turan kam in Begleitung seiner vollständigen Leibgarde. Nur des  Decorum wegen oder befürchtete er gewalttätige Reaktionen, fragte sich Lhoal wenig später, während die feierliche Abordnung vor der großen goldgefassten T'Liss-Skulptur stand und die Nationalhymne erklang. Es war zweifelsohne ein großer Tag für das Reich, einer, der die Weichen für viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte stellen konnte....

"Verehrte Senatoren und Senatorinnen der Rihannsu! Ein besonderes Anliegen hat mich heute zur Einberufung dieser Sitzung veranlasst," begann Turan vom Rednerpult. "Ein jeder und eine jede von Ihnen hat während der Schulzeit und dem Dienst in diesem ehrwürdigen Gremium bereits die Worte unseres Gründervaters S'Task gehört: 'Es braucht eine Armee, um einen Krieg zu gewinnen - aber es braucht einen Mann, um Frieden zu schaffen.'"
Gespannte Gesichter unter den Zuhörenden und zustimmendes Nicken waren zu sehen.
"Im Laufe ihrer Geschichte haben die Rihannsu Kriege geführt, verdeckte Operationen geleitet und nicht zuletzt Frieden geschlossen, um das Reich zu stärken und das Andenken unserer Vorväter, die auf unseren beiden Heimatwelten gelandet sind zu ehren. Es zeichnete die guten Staatsmänner und -frauen aus, zu wissen, wann ein Krieg und wann ein Frieden ehrenvoller  ist. Es verlangt Größe, einem ehemaligen Feind die Hand zu reichen und gemeinsam mit ihm neues Terrain zu betreten. Terrain, in dem krämerischer Kleingeist und Rachsucht keinen Platz mehr haben. Mit Ihnen, verehrte Senatoren und Senatorinnen, mit Ihren Vorgängern in diesem ehrwürdigen Amt und mit dem ganzen Volk der Rihannsu und Havrannsu ist es möglich gewesen, den gegenseitigen Beistandpakt mit der Vereinten Föderation der Planeten nicht nur über vierzig Jahre zu erhalten, sondern auch zu reicher Frucht zu bringen."

Dalok Rul murmelte etwas, doch es war nicht zu verstehen, und auch einige Vertreter der isolationistischen Fraktion machten missbilligende Handgesten.

"Jetzt ist es an der Zeit, einem anderen jahrhundertealten Feind der Rihannsu die Hand entgegen zu strecken: dem Klingonischen Reich."
Überraschte Ausrufe, wütende Stimmen. Die prätoriale Leibwache rückte enger zusammen.  Zwei, drei Hardliner verließen demonstrativ das Plenum. Doch Turan stand unerschütterlich am Pult und fuhr fort: "Darum werde ich mich mit Kanzler Kvorag treffen. Es ist Zeit, den Krieg offiziell zu beenden, der vor 40 Jahren sein Ende in der Schlacht fand. Es ist Zeit für uns und das Klingonische Volk, in die Zukunft zu blicken!"
[Bild: turan-sig-neu.jpg]
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