Umbra et Malleus Log 7
#1
*** ISS Dark Mirror / Quartier Richard von Rabensteins ***


Richard glich noch einmal die Daten, die auf seinem Ring gespeichert waren, mit denen ab, die er damals auf Eridani aus dem Arkanarchiv der Inquisition extrahiert hatte. Während der letzten Wochen hatte er viel Zeit gehabt, alle Eventualitäten durchzurechnen und die unvollständigen Informationen mit allerlei plausiblen oder auch weniger plausiblen Details zu ergänzen. Es war klar, dass die komplexen Codes im Amtsring des Großinquisitors nur einen Schlüssel darstellten, nicht das Geheimnis selbst.
Es schien sich um Koordinaten zu handeln, die auf einen Ort hinter dem Velconnia-Belt hinwiesen, am Rande des Betaquadranten. Aber was war dort? Weder ein System, noch eine Basis waren dort verzeichnet, schon gar nichts mit dem Namen Taminus. Nicht nur nicht in den offiziellen imperialen Quellen, sondern eben AUCH nicht in den Inquisitionsarchiven!
 
Er deaktivierte die Holomatrix. Selbstverständlich würde er nicht die bordeigene Hardware benutzen, die ganz sicher von irgendwelchen neugierigen Augen angezapft wurde! Entweder aus Eigeninteresse oder im Auftrag irgendwelcher Leute, die mit den Informationen dann hausieren gingen - nein, die Inquisition selbst beschaffte sich viel zu oft Daten auf ebendiese Weise, als dass sich Richard von Rabenstein irgendwelchen Illusionen hingegeben hätte! Er konnte das Wissen nur auf eine Weise schützen: es an oder in sich tragen. Vorsichtig schob er die modifizierten Kontaktlinsen wieder an ihren Platz und den Ring unter sein Gewand. Alles andere war belanglose Allerweltshardware.
 
Was ist auf Taminus? Oder vielmehr: was ist Taminus?! Er stand auf und starrte aus dem Fenster. Hinter seinem eigenen schemenhaften Spiegelbild waren in der Ferne die Positionslampen von Hammertons Taskforce zu erkennen. Valentinian Constantius, was im Namen der Heiligsten Dreifaltigkeit war so bedeutsam, dass du es auf diesem Ring codiert hast für deinen Nachfolger?! Und wie konntest du wissen, dass das Konzil mich wählt?!
Natürlich wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass eine Wahl im Vornherein arrangiert war - aber der letzte Großinquisitor war ermordet worden, ehe er sich um Dinge wie seine Nachfolge hatte bemühen können! 
Richard ballte die rechte Hand zur Faust und schlug gegen das transparente Duranium des Fensters. Er kam einfach seit Monaten keinen Schritt weiter! Dabei war er sicher, dass Taminus der Schlüssel war: zur Rettung der Kirche und zur Rettung des Imperiums!
 
Und dank Frank Hammerton besaß er jetzt die militärischen Mittel, sich notfalls den Weg in den Velconnia-Belt zu bahnen! Und nach Malcoria, wo sich die Spur eines der letzten überlebenden Konzilsteilnehmer verloren hat... überlegte Richard weiter, während er seine Kleidung ausgehfertig machte, um Hammerton eine Visitatio abzustatten. Soweit den Gerüchten zu trauen war, hatten unterdessen zehn jener Wahlberechtigten, die den Krieg überlebt hatten, als 'Kopfreliquie' in LaSalles persönlichem Raritätenkabinett Platz gefunden… Und ich plane nicht, der nächste zu sein.
 
Er versiegelte sein Quartier und machte sich auf den Weg zum Lift, als ihn etwas traf, das nur mit einer emotionalen Böe vergleichbar war. Für einen Moment verlor er die Orientierung - dann war das seltsame Phänomen vorrüber. Stattdessen hörte er jetzt eine sich öffnende Tür und dann zwei Stimmen.
"Wenn Sie den Suppressor weiter ... nutzen, garantiere ich ... nichts mehr!"
"... kann mir nicht leisten...! Gerade jetzt!"
Vandenberg und Schwester Agathea (oder wer/was sie auch immer war!)
Hastig wich Richard zurück zu seiner Tür, bewegte die Finger über den Entriegeler.
"... die Borg das Anagramm in der Programmierung hatten! Ich muss wissen, was er über Tam--"
 
Mit einem sanften und dennoch viel zu laut scheinenden Geräusch hatte sich die Tür hinter Richard geschlossen. Der Inquisitor hielt unwillkürlich den Atem an. Tam? Taminus? Vandenberg ist auf der Jagd nach Taminus??? In der nächsten Sekunde erklang der Türmelder.
Richard wartete ein weiteres Läuten ab, Zeit, die er nutzte, seinen Geist zu fokussieren und die Kontrolle zurück zu gewinnen. Dann rief er "Herein!"und hoffte, dass es einem Mann entsprechend klang, der eben in tiefschürfenden Gedankengängen gestört worden war.
 
Robert Vandenberg trat ein; Agathea verblieb wie ein Wachhund draußen vor der Tür.
"Guten Abend Exzellenz. Sie planen noch einen Ausgang, wie ich sehe?"
 
"Ich lege immer Wert auf korrekte Kleidung."
 
"Außer wenn Sie mit einer romulanischen Nutte Jagd auf Borgdrohnen machen, nicht wahr?"
 
"Haben Sie mir etwas mitzuteilen?" fragte Richard emotionslos. "Für Ihre Eckkneipenspäße fehlt mir derzeit die Muße."
 
"Schade, ich dachte, wir hätten etwas in alten Erinnerungen schwelgen können. Nun, kommen wir zum Geschäftlichen! Auf Damalan führen Archäologen im Auftrag der Inquisition großangelegte Grabungen durch. Haben Sie eine Ahnung warum?"
 
Damalan? Richard war elektrisiert - aber nichts davon drang nach außen. "Wahrscheinlich ein alter Konvent aus der Frühzeit der imperialen Expansion.“ Der Platz war mehrfach in den Verweisen des Arkanarchivs aufgetaucht… „Großkanzler Van Malnen ist ja erpicht auf historische Kontinuität. Wenn er auch nur ein Stäubchen findet, was seinen Anspruch untermauern kann... Ich wusste gar nicht, dass SIE sich für archäologische Artefakte interessieren?"
 
Der ehemalige Flottenkommissar erwiderte nichts, sondern wechselte stattdessen das Thema. "Ich nehme an, das Treffen mit Captain Hammerton endete in beiderseitigem Einvernehmen?"
 
"Ad maiorem Dei gloriam."
 
Vandenberg rang sich ein höfliches Lächeln ab. „Nun denn… Sie werden die Güte haben, mich an Ihren Plänen teilhaben zu lassen? Ich möchte nicht auf Eingebung von Oben warten.“
 
„Sie werden wissen, was zu wissen ist." Wenn ICH weiß, was zu wissen ist. "- Sagen Sie… wie ist eigentlich Schwester Agathea zu Ihnen gestoßen?“
 
[Bild: Signatur-Rabenstein-neu.jpg]
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