Das Athean-Komplott Log 8
#1
*** Besprechungsraum der USS Picard-B ***

 
Meine XO Commander Langtsar war zurück geblieben, nachdem alle anderen Seniorcrewmitglieder den Besprechungsraum bereits verlassen hatten. Sie stand vor mir, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, und versperrte mir geradezu  den Ausgang.
"Ich möchte eine Beschwerde vorbringen, Madam Admiral!" schnarrte sie.
 
"Ich höre."
 
"Commodore Rufus LaSalle, Ihr Strategischer Berater, S... Madam Admiral!"
 
Auf diese Weise würde das Gespräch sich länger gestalten, als ich im Augenblick dazu Zeit erübrigen konnte! "Ja? Worin besteht das Problem genau?"
 
"Er mischt sich in die Schiffsführung ein, maßt sich Autorität gegenüber der Crew an, die mir als standardmäßigem Bindeglied zwischen Kommandanten und Untergebenen zukommen und stört den reibungslosen Ablauf der Bordroutine. Ich habe den begründeten Verdacht, dass ihm daran gelegen ist, diese Mission zu sabotieren."
 
"Das sind eine ganze Fülle von Vorwürfen, Commander. Ich darf Ihnen versichern, dass Commodore LaSalle nichts tut, was er nicht zuvor mit mir abgesprochen hat. Ich kann auch keinerlei Probleme in der Schiffsroutine feststellen - mit Ausnahme derer, die Ihr ... Führungsstil verursacht. Ich möchte Sie deshalb dringend bitten, mit Bedacht und Umsicht zu urteilen und zu handeln."
 
"Madam Admiral, ich --"
 
"Ich bin noch nicht fertig! Wir haben eine Priorität - Eins - Situation. Ein ziviles Schiff mit High-Profile-Gästen an Bord ist in einem als instabil klassifizierten Sektor spurlos verschwunden. Ich erwarte, dass sich meine Crew an der Lösung dieses Problems unterschiedslos und nach besten Kräften beteiligt, und das schließt Sie ein, Commander. Das Oberkommando hat sie aufgrund ihres scharfen analytischen Verstandes für diese Mission empfohlen, wie ich Ihrer Akte entnehmen konnte. Setzen Sie ihn ein, um Seite an Seite mit meiner Crew die 'Tscherenkow' ausfindig zu machen. Und nicht, um Beschwerdeprotokolle über zu lange Aufenthalte auf den Toiletten zu schreiben."
 
Sie presste die Lippen zusammen und sah buchstäblich durch mich hindurch. "Madam Admiral, Ihnen wurde offensichtlich ein falsches Bild von mir vermittelt. Ich habe sehr wohl diese Mission im Auge. Mir liegt nur daran, die Effizienz dieser Crew zu steigern."
 
"Nun, in der Sternenflotte steigern wir Effizienz  nicht durch überzogenen Drill und Überwachung, sondern durch gegenseitiges Vertrauen und Anerkennung. Die Crew dieses Schiffes ist handverlesen. Es sind die besten und erfahrendsten Offiziere und zivilen Fachleute in ihren jeweiligen Gebieten. Bringen Sie Ihnen etwas von dem Vertrauen entgegen, was man Ihnen entgegen gebracht hat. Auf der Raumstation Unity beispielsweise."
 
Die XO sog die Luft durch die Nase, war aber zu sehr Militär, um sich dem, was sie als einen direkten Befehl erkannte, zu widersetzen. "Jawohl, verstanden."
 
"Noch etwas, Commander?"
 
"Nein, Madam Admiral!"
 
"Gut, wegtreten!"
 
Ich gestattete mir einen leisen Seufzer, als sich die Türflügel endlich hinter ihr geschlossen hatten. Mir war klar, dass sich mit dieser Unterredung die Auseinandersetzungen nicht automatisch in Luft auflösen würden. Aber ich hoffte, die Dissonanzen würden genug abebben, um einen reibungslosen Missionsverlauf und die Lösung unserer Situation zu ermöglichen! Ich deaktivierte mein Terminal am Besprechungstisch und die Holomatrix, dann verließ ich den Besprechungsraum in Richtung meines Büros. Ich wollte noch einmal versuchen, Gouverneur Cairncross zu erreichen. Außerdem musste ich versuchen, den Sprecher des Föderationsrates zu erwischen...
 
 
*** Im Gang ***
 
Ich war zu Fuß gegangen, schon um mir etwas Bewegung zu verschaffen und meine Gedanken zu ordnen. Dabei musste ich zu meiner Freude feststellen, dass die Innendekorateure bei der Picard-B beste Arbeit geleistet hatten: subtile Beleuchtung und dezente Farbgebung, minimale Ornamentik - alles leistete seinen Beitrag zu einem Klima der Konzentration, hatte aber auch einen nicht zu unterschätzenden 'Wohlfühlfaktor'. Schließlich arbeitete die Besatzung hier Monate ohne ausgedehnten Urlaub, optimale Arbeitsbedingungen waren essentiell. Nun, außer vielleicht für Commander Langtsar, die sich vermutlich in einem mit grellen Strahlern bestückten nackten Metallrahmen als Schiff wohler fühlen würde... Ich musste schmunzeln.
Aber nein - ich wollte nicht solche Vorurteile hegen. Das würde uns nicht weiterbringen!
 
Vor meinem Büro erwartete mich Mort Caldred, mein Sicherheitschef. Mit seinen traditionellen Schmuckgürteln, die in X-form über die nackten Schultern gelegt waren, und seinen über zwei Metern Größe war er schon eine beeindruckende Gestalt - genau am richtigen Platz im Sicherheitsbüro! Das Padd in seiner rechten Hand wirkte wie ein viel zu kleines Kinderspielzeug.
 
"Admiral, kann ich Sie kurz sprechen? Unter vier Augen?"
 
Ich nickte und bat ihn in mein Büro.
 
Er vergewisserte sich, dass die Kraftfelder aktiviert waren, die ein Abhören dieses Raumes verhinderten und sagte dann, immer noch leise, als fürchte er, im Schrank könnte ein Spion hocken: "Ich habe Hinweise auf zwei unautorisierte Funkkontakte aus Commander Langtsars Quartier." Er legte das Padd vor mich. "Sehr geschickt getarnte Signale, in Code."
 
"Ziel?"
 
"Noch nicht klar. Aufgrund der benutzten Trägerfrequenz würde ich sagen, jemand an Bord. Oder jemand auf einem Schiff in der Nähe. - Soll ich Langtsar überwachen?"
 
Ich überlegte einen Moment. "Nein, dafür besteht noch kein Anlass. Noch können wir nicht zwingend auf einen feindlichen Akt schließen, Mr. Caldred. Es könnte sich auch um eine delikate persönliche Angelegenheit handeln... Versuchen Sie, das Ziel der Nachrichten heraus zu bekommen. Aber diskret."
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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