Zwischen log 4 Sareth
#1
Dieses Log ist für Sareth, aber die Anmeldung funktionierte für sie nicht.

*** Erde/ Paris / UFP-Treasury / Büro des Leiters für interplanetaren Wirtschaftsverkehr ***

Der ältliche Beamte hatte sich von seinem Schreibtisch erhoben, gähnte trat wie jeden Abend an die kleine Hausbar und griff nach der Flasche echten saurianischen Brandys. In diesem Moment materialisierten vier Personen im Raum, auf deren Anzügen das Abzeichen der Temporal Integrity Agency prangte. 

„Mr.Mabuntu, Sie sind verhaftet wegen Beihilfe zum versuchten Missbrauch temporaler Technologie, Veruntreuung und Gefährdung der interplanetaren Sicherheit.“

Das Brandyglas zerschellte auf dem teuren Teppich. James Mabuntus Bewegung zum Alarmknopf erstarrte.
…..

Das war jetzt zwei Monate her. Ich war froh, dass ich diese Zeit als Aushilfsagentin der Sektion 31 hinter mir gelassen hatte. Es war wenig angenehm gewesen, meine Sicherheitsfreigaben zu nutzen, um Mabuntus Kontakten innerhalb der Flotte nachzuspüren und so den abtrünnigen Agenten zu finden.

Nun konnte ich mich wieder dem jüngsten Projekt des Starfleet Science Council widmen: der USS Picard B. Das Schiff war auf der Grundlage der Erkenntnisse entwickelt worden, die auf dem Flug der ersten Picard gesammelt worden waren. Ging alles nach Plan, so würde sich dieses neue Schmuckstück der Föderationsflotte bald aufmachen, um die neu entdeckten Bereiche am Rand der Galaxis genauer unter die Lupe zu nehmen. 

Erfreulicherweise hatte sich bei den letzten Sitzungen des Föderationsrates jene Fraktion durchsetzen können, die für eine Ausweitung des Forschungsetats eintrat. Unter dem Eindruck des klingonisch-romulanischen Friedensprozesses schien es auch den düstersten Propagandisten einer gewappneten Föderation angeraten, ebenfalls auf Ausgleich zu setzen. Zudem hatte die Rückkehr der Picard eine solche Fülle an wirtschaftlichen Möglichkeiten eröffnet! Und dann war da noch diese leidige Affäre mit einem gewissen Gouverneur…Kurz gesagt, jene Fraktion, die  die traditionellen Werte der Föderation verkörperte, hatte die Mehrheit gewonnen und die neue Präsidentin, eine Bolianerin, gestellt.
Nun war ich unterwegs, um den Fortgang der Arbeiten an der Picard B zu begutachten.


*** Utopia Planitia /Mars ***

Ich war  in einem der kleinen Inspektionsshuttles unterwegs, die Qualitätskontrolleure zwischen den Orbitalwerften benutzten. Schon von Weitem konnte ich in Dock Drei die Silhouette unseres neuen Schiffes ausmachen : eine schlanke abgerundete Dreiecksform, die fast  nahtlos in einen Deltaflügel überging. Statt der vertrauten Warpgondeln formte sich eine ovale Ringstruktur um das Heck, die eine effizientere Nutzung des Antriebs und den Aufbau eines eigenen Transwarpkanals ermöglichen sollte.  Eine Technikercrew montierte von einer Plattform aus gerade den Deflektor an der Unterseite des Schiffes. Einzelne Arbeiter in Raumanzügen und Drohnen werkelten in anderen Bereichen.

„Sehen Sie sich dieses Ding an!“ brummte mein Pilot. “Wie sieht das bloß aus?! Früher, da haben wir noch schöne Schiffe gebaut!“ Der Mann mit seinem schütteren grauen Haar stand ganz  sicher kurz vor der Rente. „Madame Admiral, denken Sie mal an die Galaxy-Class oder die Sovereign! Ach, sowas sieht man nur noch im Museum!“ Er seufzte nostalgiegeladen.

Ich schmunzelte leicht, wurde jedoch von der Notwendigkeit einer Antwort befreit, weil wir gerade dicht über die Brückensektion flogen. Der Pilot brauchte sein ganzes Können und ich wollte die neue Hüllenstruktur in Augenschein nehmen. Sie bestand aus sich selbst organisieren den Nanopartikeln, die Hüllenfrakturen rascher als bisher versiegeln sollten.

Am Ende der kleinen Rundtour ließ ich mich zurück zum Bodenkomplex 27 c fliegen, wo die technische Leitung des Picard-B-Projekts stationiert war. Der Pilot riet mir zum Abschied, „falls ich in der Teppichetage etwas zu sagen hätte“ mich doch für das klassische Sternenflottendesign einzusetzen. Ich sagte ihm mit einem Augenzwinkern zu, das bei meinem NÄCHSTEN Schiff zu berücksichtigen. 

Nach dem Briefing, in dem ich mit Plandaten überschüttet worden war, gönnte ich mir eine Nachmittagspause im berühmten Kakteengarten der Marsstation. Botaniker hatten hier unter einer der großen Kuppeln Sukkulenten und Kakteenarten der Föderation zusammengetragen. Pflanzenfreunde, Wissenschaftler  und Werktätige in der Mittagspause fanden sich hier gleichermaßen gern ein. Ich setzte mich mit einem Kaffee auf die Bank neben einen violetten vulkanischen Kaktuspatriarchen, dessen fast schwarze Blüten einen satten Honigduft verbreiteten. Durch die Kuppel konnte ich einen Teil des Orbitaldocks sehen, das die Picard-B beherbergte.

Ein häßliches Schiff? Nein, dass fand ich ganz und gar nicht! Sie vereinte terranische und romulanische Eleganz und verfügte über dieses gewisse Flair des Geheimnnisvollen…

Erst als ich den Kopf wieder Richtung Kaffeetasse senkte, merkte ich, dass neben mir ein jüngerer Vulkanier stand, der ebenfalls auf den Orbitalkomplex blickte. „Es erinnert mich an ein Schiff der Surak-Klasse,“sagte er jetzt. “Ein überaus funktionales und kontingentes Design.“
Nun, das tat gut zu hören! „Das war unsere Absicht bei diesem Entwurf,“ erwiderte ich.

Jetzt nahm er mich genauer ins Visier, mit jener Art, die nur Vulkaniern eigen ist. Bei Rihannsu galt dies eher als unhöflich. Aber ich kannte das ja seit Akademiezeiten. „Ah, Admiral TˋKhellian. Ich habe sie nicht sofort erkannt. Ich verfolge die Entwicklung der Picard-B seit dreieinhalb Monaten. Gestatten Sie, SˋTok, Ingenieur.“ Er neigte den Kopf zum Gruß. „Ich habe mich auf den Posten des Chefingenieurs beworben.“

„Und ich mich auf den Posten des CMO!“ quäkte eine Stimme.

Der Vulkanier und ich gewahrten ein gelbhäutiges, vierarmiges Wesen, dessen vier Augen an langen Stielen über dem runden Kopf zu tanzen schienen. Ich hatte diese Spezies noch nie gesehen…
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Admiral Sareth T'Khellian

PS: Grüße aus Roswell, wo wir heute Abend eingetroffen sind.
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