ISDA Log 12
#1
*** Lager der Freiheitskämpfer ***


Sokar hatte sich in seinen privaten Bereich zurück gezogen. Vor dem Eingang des schmalen Tunnels, der zu der etwas geräumigeren Höhle führte, postierte sich sein klingonischer Leibwächter - ein wirkungsvolleres Sicherheitssystem als so manche Elektronik. Denn diese war immer manipulierbar, wie Sokar selbst immer wieder unter Beweis gestellt hatte. Ein absolut ergebener  und von der Sache fanatisch überzeugter Gefolgsmann aber war unbezahlbar.
Ist diese Romulanerin auch nur annähernd so verlässlich? Und die beiden Tr'Kovaths? fragte er sich, während er seine Arbeitsunterlagen ordnete. Mahan und Haddus, die vor zwei Tagen nach Starbase 245 abgesandt hatte, waren sicherheitshalber nicht nur mit einer neuen Identität, sondern auch einem zeitgebundenen Gift-Chip versehen worden, den nur er neutralisieren konnte. Sokar fand es bedauerlich, dass es solcher Versicherungen bedurfte - aber er konnte sich keine emotionalen Schwachheiten erlauben.

Die Relaisstation war in ihren Händen. Das war gut, aber kein Grund für übermäßigen Enthusiasmus und Feierlaune. Es war lediglich der erste Schritt einer ganzen Reihe in diesem Masterplan. Und zu frühzeitige Freude führte laut der Statistik dazu, dass man bei den kommenden Schritten fehltrat... Die Relaisstation würde dafür sorgen, dass die in die Welt gesetzten Fehlinformationen weitere Verbreitung fanden und ihrer Rebellentruppe ermöglichen, an die jeweils neuesten Codes der Allianzmitglieder zu gelangen. Schiffscodes, persönliche Authentifizierungen... die alle in mehr oder minder dichten Verschlüsselungen über die Relais gesendet wurden. Etwas weniger dicht bei einem Manöver, denn schließlich mussten sich die Partner ja irgendwie verständigen.

Sowie Haddus und Mahan an Bord der ISS Picard waren, würde Phase zwei beginnen. Sokar setzte sich und hielt einen langen Augenblick inne. Seine sehnigen Hände lagen auf den ausgebreiteten Padds und Papierunterlagen, aber sein Blick schien die Höhlenwände zu durchdringen und in weite unergründliche Ferne zu schweifen. Es würde das erste mal seit langen Jahren sein, dass er persönlich eine Aktion anführte. Normalerweise plante er lediglich, vernetzte, rekrutierte über Mittelsmänner und narrte seine Verfolger. Schon vor Jahren machte der makabre Witz die Runde, das auf den 'Patriarchen des Terrors' ausgesetzte Kopfgeld sei höher als das Bruttoeinkommen des Terranischen Imperiums und er solle sich doch fangen lassen, weil das den Gegner in den Ruin treiben würde. Sowohl die Terraner als auch die Romulaner hatten schon mehrfach Einsatzkommandos ausgeschickt - und doch stets nur kalte Spuren oder Hologramme angetroffen. Sokar war immer entkommen, auch wenn das manchmal sehr knapp gewesen war.
Und jetzt werde ich mich mitten unter meine Feinde begeben... Aber es ist notwendig.


*** Einige Stunden später ***

Wo bleibt der Kontakt? Sokar wollte es sich nicht eingestehen, doch griff zunehmend Unruhe in ihm Raum. Er hatte sich diesmal auf ein riskantes Manöver eingelassen. Zu riskant vielleicht? War er dem Gegner in eine ausgeklügelte Falle getappt? Er besaß einen Backup-Plan, doch der war riskant und würde die gesamte Operation zum Scheitern bringen... Er beschloss, in der 'Krankenstation' nachzusehen, ob wenigstens Nalae einsatzbereit war, WENN es soweit war.

Immerhin zwei Koffer mit medizinischer Ausrüstung hatte sie zusammen gepackt, darüber hinaus stapelten sich diverse andere Gerätschaften auf dem Boden. Nalae selbst stand in einer Galae-Uniformunterwäsche vor einer Spiegelscherbe und kämpfte mit ihrer Frisur.
"Eh! Was ist mit anklopfen?!" fauchte sie, als sie Sokars Gestalt im Spiegel entdeckte. "Ist das hier üblich, das jeder bei jedem reinlatscht?"

Er berührte symbolisch die Felswand mit der Faust. "Ihre Frisur ist unpassend, D'Varo. Abschneiden wäre besser."

Sie funkelte ihn an wie eine sprungbereite Raubkatze, die ihrem Opfer die Krallen in die Augen graben will. "Und mit DEINER Aufmachung kannst du höchstens einen Obdachlosen in Ki'Baratan geben! Lächerliche Scheiße hier, alles!" Sie stieß mit dem Fuß gegen die zusammen getragenen Geräte. "Was soll das überhaupt, eh?! So'n Mist!"

Ihre Reaktion bestätigte Sokar in seiner Vermutung, dass die Romulanerin 'irgendwas' schluckte. "Sorgen Sie dafür, dass Sie dabei haben, was auch immer Sie 'brauchen', haben wir uns verstanden?"

"Was ich brauche, hab ich immer dabei!" Nalae klopfte auf ihre linke Hüfte, wo sie einen ansehnlichen Dolch umgeschnallt hatte. "Soll ich mal zeigen, wie's funktioniert?!"

Sie wurden unterbrochen von Sokars Leibwächter, der einen jungen Ktarianer mit sich schleppte. Der Kontakt! Mit einer letzten Aufforderung an Nalae, zügig den Rest zu packen, folgte Sokar den Neuankömmlingen.

....

Zurück in Sokars privatem Bereich öffnete der Ktarianer eine kleine Schatulle.

 "Was hat so lange gedauert?" fragte Sokar. "Ich habe dich vor einem Tag erwartet!"

"Unser Kontaktmann beim Tal Shiar war aufgeflogen. Ich musste ein neues Netz knüpfen."

Das gefällt mir gar nicht.

Im Licht der Tranfunzel glitzerten zwei winzige Kristalle wie kostbare Edelsteine. "Hier sind die Ident-Marker," sagte er.

Nur zwei? Sokar ließ ein Prüfgerät über die kleinen Objekte gleiten.

"Khaiell tr'Talevo, Special Ops der prätorialen Garde, Spezialist für Kryptographie und Kommandoroutinen," berichtete der Ktarianer grinsend und fuhr sich durch die strähnigen Haare. "Prätor tr'Kalehs bester Mann für die Operation."

"Wo ist der echte Tr'Talevo?"

"Im Recycler von Kimoon Prime... äh naja, jetzt vielleicht schon auf dem Tisch von den Durchreisenden. - Nächster Marker ist für Tr'Kovath, Tr'Talevos Leibwächter. Nicht so spektakulär, kannst du selber lesen." Er war respektlos wie immer. "Problem war das Frauenzimmer - die Kleine, die ich eben gesehen habe, eh? - Naja, ich hab die Meldung etwas spät bekommen, dass ich der auch noch 'nen Marker besorgen soll. Da ging nichts mehr mit dem Dealer. Nimm sie als deinen Bettwärmer mit und fert--"

Die Worte des Ktarianers endeten in einem schmerzhaften Schrei, als Sokar seinen Arm gepackt und ihn gegen die Wand gestoßen hatte. "Ich bezahle dich nicht für deine schmutzige Fantasie!" Der Ktarianer wimmerte. "Ich bezahle dich auch nicht dafür, dass du deinen Auftrag nicht ordentlich erfüllst. Und dir Geld in die eigene Tasche wirtschaftest!"

"Ahhh, aber... ich.... ahhh, bittteee....das war nur ein Irr....ahhh...."

Sokar stieß ihn in die Arme seines Leibwächters. Der wusste, was er zu tun hatte. Sokar würdigte den jammernden Ktarianer keines Gedankens mehr. Er schloss die Schatulle, gab über das Funkgerät Tr'Kovath Bescheid und befahl, sich ohne weitere Verzögerung in der 'Krankenstation' zu melden. D'Varo würde ihnen die Marker einsetzen, die bei Transportervorgängen und sonstigen Scans die falsche Identität übermittelten. Und dann... Er fuhr sich übers Gesicht und stimmte D'Varo zu, dann war auf jeden Fall ein Besuch beim Barbier fällig. Erst danach kam Phase drei: das Schiff, das ihnen ihr neuer Partner zukommen lassen wollte...
[Bild: sokar.jpg]
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#2
Super log, auch sehr cool finde ich die Idee, dass Nalae was nimmt - das passt richtig gut! da habe ich gar nicht dran gedacht.
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