Griff in die Geschichte / Log 19/ XO
#1
Erde / München / Abbruchhaus
 
Der Stapel an Material, welcher zurück zur Picard zu transferieren war, schien nicht abzunehmen. Obwohl das Heraufbeamen des Materials normal ablief, schien es diesmal eine Ewigkeit zu dauern, bis ein Ausrüstungsgegenstand, ja selbst der Müll seinen Weg zurück zur Picard gefunden hatte.
Doktor Val´Kara und tr´Kovath hatte man bereits zur Picard herauf geholt. Nur noch Mort Caldred und Vandenberg befanden sich im Gebäude.
Das Geräusch brechender Wände wurde immer lauter, je weiter sich die Abrissbirne in das Gebäude hinein frass. Im Ostflügel waren schon Etagenböden weggebrochen, klaffende Risse zogen sich durch alle Wände. Mort war mittlerweile dazu übergegangen, die WDPs mittels Phaser zu vernichten, nur um Zeit zu sparen.
 Endlich war auch das letzte Stück Hardware der Picard verschwunden, als der Dampfbagger, an dessen Ausleger die Abrissbirne hing, sich rasselnd in Bewegung setze. Das Stahlseil, welches horizontal von der Abrissbirne zu Maschinenhaus des Baggers verlief, spannte sich und zog die Abrissbirne bis fast zum Führerhaus heran. Mort drehte sich zu Vandenberg herum.
 
Mo: Final Blow. Wir sollten unsere Hintern von hier weg heben.
Va: Sehe ich ebenso. Vandenberg an Picard, 2 Personen hochbeamen.
Der Desintegrationsprozess fand keine Millisekunde zu früh statt. Dort wo zuvor noch Vandenberg und Mort gestanden hatten, schlug jetzt die Abrissbirne ein. Das Gebäude sackte in einer recht ansehnlichen Staubwolke in sich zusammen und begrub gnädig einen letzten Rest einer Kunststofffolie unter sich.
 
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Ortswechsel:
USS Picard / Sicherheitszentrale
Zeit: 30 min später
 
Mort blickte finster auf den, in der Arrestzelle sitzenden Gerschoni, während Howy, welcher gerade ein Protokoll unterschrieben hatte, sich ein schmerzstillendes Medipack auf sein linkes Auge drückte.
Mo: Angriff auf einen Offizier bringt Ihnen noch ein paar Monate mehr ein.
 
Gerschoni schwieg und blickte finster vor sich hin. Noch finsterer wurde sein Blick, als Vandenberg eintrat. Vandenberg wandte sich zuerst. Mit zutiefst finsteren Blick, an Howy.
Va: Mr. Edzardus, ich habe Ihnen etwas mitzuteilen
Ho: Und das wäre?
Va: Was Sie da unten abgezogen haben, war unüberlegt, tollkühn, jeglichen Sicherheitsgedanken in den Wind schlagend, gegen alle Richtlinien, ungemein gefährlich und alles in allem…
Ho: Ähm Sir, ich wollte doch nur….
Va: …eine Zurschaustellung von Menschenverstand und höchsten Fähigkeiten. Ich werde Sie, sollten wird das hier überleben, zur Beförderung vorschlagen. Mein Hochachtung.
 
Howy war baff und klappte seinen Mund zu, den er gerade zu einer Verteidigungsrede geöffnet hatte.
Gerschoni grunzte nur.
Ge: Hochachtung? Tiefste Verachtung gehört sich wohl eher. Wir lassen diese Bastarde von Massenmördern wieder gewähren. Und Sie Howy, haben dafür gesorgt. Komplizenschaft für Massenmörder nenne ich das.
 
Vandenberg drehte sich langsam zu Gerschoni um.
 
Va: Was sich gehört und was nicht haben Sie nicht zu bestimmen. Sie mein Bester haben sich ebenfalls über alle Bestimmungen hinweggesetzt und nicht nur sich selbst und Ihre Kameraden in Gefahr gebracht, nein auch den gesamten Verlauf der Geschichte gefährdet.
Ge: ICH hätte Millionen von Menschen retten können. Aber nein, solche Fanatiker wie Sie müssen ja mit der temporalen Korrektheit hier ankommen. ICH hätte den Zweiten Weltkrieg und alle seine Folgen verhindern können.
Va: Woher nehmen Sie eigentlich die Arroganz zu glauben, dass die Geschichte sich nach Ihren Wünschen richten würde? Was geschehen ist, ist geschehen. Der Ablauf lässt sich nicht ändern. Was in den Geschichtsbüchern steht, hat sich abgespielt.
Ge: Die Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben.
Va: Dies ist so ziemlich das dümmste Argument, das alle Geschichtszweifler immer dann hervorholen, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Die Zeit ist keine Drehtür. Das habe ich Ihnen schon einmal gesagt. Man wird den Verlauf der Geschichte im Nachhinein niemals ändern können. Und man sollte es nicht einmal versuchen. Sonst wird man durch die Zeit selbst eliminiert. Die Zeit duldet keine Änderung der Hauptflussrichtung. Gerade Sie sollten das wissen. Ihre Eltern waren beide Historiker!
Und selbst wenn Sie erfolgreich gewesen wären, was wäre dann geschehen? Dann wäre nicht Hitler der Hauptprotagonist gewesen, sondern ein Märtyrer dieser Figuren. Und eine andere Person hätte den Laden übernommen. Und alles wäre so weiter gelaufen, wie es passiert ist. Der Zweite Weltkrieg, die eugenischen Kriege, der Dritte Weltkrieg usw. Treibende Kräfte waren hier Weltanschauungen und sind diese erst einmal in der Welt, kann man sie nicht dadurch ändern, indem man ihre Vertreter auslöscht, sondern indem man die Gedanken der Menschen ändert.
Ge: Pah, leeres, akademisches Gerede.
Va: Denken Sie doch was Sie wollen. Im Übrigen haben Sie aber in gewisser Weise Ihr Ziel erreicht. Sie gehen in die Geschichte ein. Als der erste Sternenflottenoffizier, der nicht wegen fahrlässigen Verstoßes gegen die temporalen Direktiven angeklagt wird, sondern wegen aktivem, vorsätzlichem Bruch der Direktiven, inklusive Gewaltanwendung. Herzlichen Glückwunsch. Mister Caldred, Mister Gerschoni bleibt in Haft. Höchste Sicherheitsstufe.
Mo: Jawohl Sir.

Vandenberg wandte sich an Howy.

Va: Wir treffen uns in 10 min. auf der Brücke. Wir haben da noch 3 Personen in der Wüste.
Ho: Ja und ein gut verstecktes Shuttle irgendwo in München.
Va: Leider auch das.
[Bild: Signatur-Waltham.jpg]
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