Projekt Brieftaube Log 4
#1
*** Erde / New Berlin / Starfleet Science Counsel/ Astrometrie ***


Im Astrometrischen Zentrum hatte sich die Elite der temporalen Physik zu einem Thinktank versammelt, um ein Problem zu diskutieren, dass plötzlich so nah und doch immer noch so fern war: die USS 'Picard'.

"Lassen Sie mich die Ergebnisse noch einmal kurz zusammen fassen," sagte Prof. Dr. Juravik von der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften am Ende seines Vortrages. "Wir haben die Varianz in der Subraumströmung mit 2,045 cS bestimmt, auslösender Faktor ein negativer Tachyonflux in der Akzeleration. Die Chronitonwelle liegt bei einem Impuls von 1,48 auf der Albright-Scala. Den folgenden Berechnungen nach müsste der temporale Ortszustand der 'Picard' in einem Bereich von 1920 bis 1925 alter irdischer Zeitrechnung liegen." Kenner seiner Mimik bemerkten, dass er verstimmt darüber war, keine genauere Angabe machen zu können. Aber Interaktionen der Chronitonpartikel mit der Arxstraße verhinderten hier auf quantenmechanischer Ebene jedes weitere Vorankommen.

"Unsere Überwachung kann das bestätigen," meldete sich der Beobachter der Sitzung, ein Beamter der T.I.A. (Temporal Integrity Agency) namens Raikenis von der Besucherbank aus. "Wir haben einen erhebliche Varianz entdeckt, die 1923 ihren Ursprung nahm, sich aber im Moment korrigiert zu haben scheint. Ich wollte nur zu bedenken geben, dass ist eine sehr ungünstige Zeitperiode."

Da für Angehörige seines Amtes eigentlich jede Zeitperiode "ungünstig" war und dieser Spruch bereits zu einem geflügelten Wort geworden war, entlockte er bei einigen der Anwesen leichtes Schmunzeln.

"Das ist uns durchaus klar," erwiderte Sareth t'Khellian, Leiterin des "Brieftaube" genannten Rückholprojekts.

"Können Sie die 'Picard' in die korrekte Zeitlinie holen, ist die Frage? Bevor sie größeres Unheil anrichtet?"

"Um das zu prüfen, sind wir hier. Rein mathematisch gesehen wäre eine Rückführung möglich. Das Albright-Theorem lässt sich sowohl für TDs (=Temporal Displacements) in die Zukunft als auch in die Vergangenheit anwenden. Aber mathematische Lösungen einer Gleichung sind das eine, ihre Umsetzung etwas anderes," antwortete Sareth. "Wie Sie wissen, wurden bisher nur Rückführungen aus der Zukunft in die relative Jetztzeit erfolgreich durchgeführt."

Der Beamte verzog das Gesicht, als habe er in eine saure Zitrone gebissen. Immerhin betraf der berühmteste Fall dieser Art die jetzt als Admiralin vor ihnen stehende T'Khellian und ihre Saipan.

"Dr. Kolath kann Ihnen das Problem von der technischen Seite erläutern."

Eine Romulanerin mittleren Alters erhob sich. "Das Problem ist die Initiierung, die vom displazierten Objekt ausgehen muss - eigentlich. Wir wissen aber nicht, ob die Crew auf der 'Picard' dazu noch in der Lage ist. Sowohl was die Kapazität der Crew als auch des Schiffes und vor allem ihrer Energiereserven anbelangt. Das sind drei Unbekannte einer Gleichung. Eine Rückführung aus der Vergangenheit in die relative Gegenwart mit einem passiven Objekt würde ... nun, ich mache es kurz: eine gewaltige Menge Energie auf unserer Seite verlangen. Das Äquivalent von einigen Dutzend Transwarpantrieben. Wir müssten sozusagen einen temporalen Magneten installieren, der die 'Picard' zu uns zieht. Eine Art Gateway."

"... das aufgrund der gewaltigen freigesetzten Energien lediglich außerhalb der Heliosphäre eingesetzt werden könnte," vollendete ein anderer Experte.

"Eine solche Anlage zu bauen würde Jahre erfordern, selbst wenn die Föderation und das Romulanische Imperium zusammen arbeiten. Unterdessen könnte der temporale Riss irreparabel werden," fuhr Sareth fort und überlegte: "Etwas anderes wäre es, wenn wir der 'Picard' eine Nachricht schicken könnten und wir unsere Bemühungen koordinieren könnten..." Sie blickte in die Runde der Versammelten. "Lassen Sie uns darüber nachdenken!" Zustimmung antwortete ihr. "Gut, dann machen wir jetzt eine kurze Pause. In einer halben Stunde sehen wir uns hier wieder!"

Die Teilnehmer der Sitzung schwärmten aus, um sich am nächstgelegenen Replikator einen Kaffee oder ein ähnlich belebendes Getränk und einen kleinen Imbiss zu holen. Draußen ging gerade die Sonne auf, und alle wussten, dass es noch ein sehr langer Tag werden würde.
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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