Friedensinitiative II Log 9 Lhoal
#1
*** Auf Quo'nos ***
 
Die Frau hatte Lhoal zu einem alten Häuserkomplex geführt, der mit abenteuerlichen Holz- und Wellblechkonstruktionen über das zulässige Maß hinaus erhöht worden war. Leitern an der Außenseite führten zu den Zusatzgeschossen. Auch im großen Innenhof des früher einmal reichen Anwesens waren weitere Behausungen errichtet worden, neben denen dürre Stangen die illegal angezapften Stromleitungen hielten. Boden und Wohnungseingange waren in Anbetracht der Umstände relativ sauber; anfallenden Müll hatte man draußen in großen Tonnen gestapelt.
Seine neue Bekannte versicherte Lhoal, dass die Müllabfuhr unregelmäßig aber doch immerhin komme.
Sie führte ihn durch alte Gänge mit abblätternder Farbe in einen größeren Raum im hinteren Teil des Hauses, der sich zu einem kleinen illegalen Gärtchen öffnete. Im ersten Moment erkannte Lhoal im Gegenlicht nur eine Gestalt, halb vergraben in Elektronikschrott.
 
"Mein Vater Ral," sagte sie und trat einige Schritte in Richtung Fenster. "Vater? Wir haben einen Gast!"
 
"Gast?" knurrte eine kratzige Stimme. "Wenn es wieder der Gerichtsvollzieher ist, sage ihm, wir können sowenig zahlen wie das letzte Mal und der Fek'Ihr soll ihn holen!"
 
"Es ist Senator Tr'Khellian von Ch'Rihan,Vater."
 
Jetzt stand der alte Mann so abrupt auf, dass er seinen Schemel umwarf und drehte sich in Richtung der Ankömmlinge. Lhoal erkannte ein beinahe romulanisches Gesicht, umrahmt von grauen Locken, die im Nacken von einem Band zusammen gehalten wurden. Er verneigte sich höflich und der Alte erwiderte den Gruß, ehe er ihm langsam, aber aufrecht wie ein General entgegen kam.
 
"Ral tr'Vohar heißt Sie in seinem Haus willkommen, Senator," sagte er auf Rihansa.
 
"Ich fühle mich geehrt und danke Ihnen."
 
Ral brummte. "Nun, ich kann mir denken, dass es eine große Überwindung für Sie darstellt, diese... Bruchbude zu betreten."
 
"Es ist kein Problem," versicherte Lhoal und kam sich plötzlich trotz seiner extra für den Besuch in diesem Viertel angezogenen einfachen Kleidung fehl am Platz vor. "Ich freue mich, Sie und Ihre Familie zu treffen - schließlich bin ich Ihretwegen gekommen."
 
"Soso, meinetwegen. - Ishka, bring uns etwas zu essen und zu trinken!" Seine Augen blitzten kurz unter den buschigen Brauen. "Keine Sorge, hier gibt es kein Lebendfutter, wir vertragen das nicht so gut. Er wies Lhoal in Richtung der Sitzbank vor dem Fenster.
 
"Sie sind also hier, weil der Prätor unsere Hilferufe vernommen hat und uns nach Ch'Rihan bringen wird?"
 
"Ja, ich bin im Auftrag des Prätors hier," antwortete Lhoal vorsichtig. "Ich möchte sehen, wie eure Lebensumstände verbessert werden können. Ich war viele Jahre auf K'Muna gefangen. In den letzten Jahren, als das Lager unversorgt blieb, haben Rihannsu und Klingonen gelernt, zusammen zu arbeiten und alten Hass zu überwinden. Ich glaube fest daran, dass es möglich ist, unseren beiden Völkern eine gemeinsame Zukunft zu geben. Und Ihre Leute könnten ein Zeichen für diese Zukunft werden."
 
"Ich will Ihnen etwas sagen, Senator. Ich bin auf Carraya geboren worden. Mein Vater war Rihanha, meine Mutter Klingonin. Ich bin im Glauben erzogen worden, dass es eine gemeinsame Zukunft für unsere beiden Völker gibt. Dieser Glauben ist gestorben, was sage ich, ermordet, worden im Krieg. Für mich, meine Familie und alle die sind wie wir, gibt es hier keine Zukunft mehr." Er achtete gar nicht darauf, wie seine Tochter einen Teller mit Obst und etwas Pastetenartiges vor sie absetzte. "Wir sind keine vollberechtigten Bürger im klingonischen Reich! Unsere Kinder bekommen keine ordentliche Ausbildung, weil niemand sie an seinen Schulen haben will. Wenn sie erwachsen sind, finden sie keinen Ausbildungsplatz und keine Arbeit. Man spuckt uns auf der Straße ins Gesicht, befördert uns nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und vor Gericht sind sowieso nur wir schuld, die 'Unberührbaren'. Nein, Senator, hier gibt es für uns keinen Platz. Wir  wären längst geflohen, wenn wir irgendwelche Mittel gehabt hätten."
 
Lhoal verstand den Groll und den Kummer des alten Mannes, aber ihm war auch klar, dass er und seinesgleichen sich vermutlich sehr utopische Vorstellungen vom Romulanischen Reich machten. Er aß ein paar Bissen, während er sich bemühte, seine Gedanken in die richtigen Worte zu kleiden. "Es ist wahr, dass Ihr nach den unseren Gesetzen Rihannsu seit und Vollbürger des Reiches mit allen Rechten. Aber ... viele Rihannsu werden euch ansehen und lediglich Klingonen in euch sehen. Es gibt auch bei uns sehr viel Mißgunst und Haß gegen das, was anders ist. Meine Frau ist eine Terranerin, und sie musste das erst kürzlich erleben. Viele Leute suchen einfach einen Sündenbock, wenn es ihnen schlecht geht, oder wenn sie glauben, es könnte ihnen besser gehen ohne 'die Anderen'."
 
Ral starrte zur Seite. "Sie sind also hier, um mir höflich zu sagen, dass für uns niemand seine politische Karriere aufs Spiel setzen will. Auch der hochgelobte Prätor Tr'Kaleh nicht, der Gleichberechtigung für die Havrannsu durchgesetzt hat!"
 
Erst jetzt bemerkte Lhoal, das der alte Mann auf den Schreibtisch blickte, und dort hinter dem Elektronikschrott ein Bild des Prätors hing. "Nein, das ist nicht, was ich Ihnen sagen will. Ich... " er seufzte. "Ich fürchte, ich bin nur einfach kein guter Politiker."
 
"Wenn Sie unter Politiker jemanden verstehen, der einem faule Fische als Sahnekuchen verkauft - dann nicht." Ral wandte sich ihm wieder zu. "Mein Vater hat immer von Ch'Rihan erzählt, vor allem von der Hauptstadt, den Alleen, dem Prätoriatspalast, dem Hafen, den weißen Häusern und Skulpturen; wie hell und sauber und prächtig alles ist."
 
"Rat'leihfih ist eine prachtvolle Stadt, das stimmt. Aber auch wir haben unsere Problemviertel mit nicht so weißen Häusern und Graffiti statt Skulpturen. Was ich sagen will, ist einfach..."
 
Ral lachte. "Sie wollen sagen, dass wir unsere Erzählungen immer noch ein bisschen schöner, weißer und großartiger gemacht haben und wenn wir die Wahrheit sehen, mächtig enttäuscht sein werden, weil das Paradies Flecken hat?" Er legte die Hand auf Lhoals Schulter. "Ist es so, Senator?"
 
"Ich--"
 
Ein etwa zwölfjähriger Junge, der in den Raum stürmte, unterbrach ihn. Er schwenkte einen kleinen Subraumempfänger und sprudelte hastige Worte auf Klingonisch hervor, die Lhoal so schnell nicht verstand. Aber an Rals entsetztem Gesichtsausdruck erkannte er, dass etwas vorgefallen sein musste. Der Junge fummelte an dem altertümlichen, geflickten Apparat herum und nun waren verzerrte Worte auf Föderationsstandard zu hören. Föderationssender waren verboten - aber danach zu fragen, blieb keine Gelegenheit.
 
"Chevk hier sagt, sie hätten eine Sondersendung wegen eines Bombenanschlags und dass die Rihannsu ihre Truppen in Verteidigungsbereitschaft versetzt haben. Aber wir verstehen nicht genug Föderationsstandard! In den klingonischen Medien ist nichts zu hören!"
 
"Geben Sie her!" Lhoal griff das kleine Gerät und drehte behutsam am Empfängerknopf, bis die Nachrichtensprecherin besser zu verstehen war.
 
+... schwere Zerstörungen im Kloster von Mamak angerichtet hat. Eines der Nationalheiligtümer des Klingonischen Reiches... Rettungsmannschaften auf dem Weg... + Lhoal wurde kalt. +... Noch unbestätigten Berichten zufolge befanden sich sowohl der neue Kanzler Kvorag als auch der Prätor des Romulanischen Sternenimperiums vor Ort, als der Sprengsatz gezündet wurde.+
Elemente, das KANN nicht passiert sein! Wer wusste, dass sie dort sind???
+...romulanische Delegation sofort auf ihr Schiff zurück beordert. Von Ch'Rihan ließ Prokonsul T'Korahl verlauten, dass eine umgehende Untersuchung...+
 
"Was ist los? Was ist passiert?"
 
"Ein Alptraum..."
 
+...berichten von neuerlichen Machtkämpfen der Angehörigen der hohen Häuser auf Quo'nos. Vizekanzler Barki hat den Ausnahmezustand verhängt.+
 
Lhoal blickte auf und sah, dass sich der Raum gefüllt hatte mit Neugierigen.


[Bild: Lhoal-klein.jpg]
[Bild: turan-sig-neu.jpg]
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#2
=) Danke, ja, du kannst jetzt auf Romulus die Situation nutzen, wo alle denken, Turan ist auf Quo'nos von den Klingonen ermordet worden.
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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