Dämonen Log 15 - Nalae
#1
Nalae blickte auf den Zugangsschacht und entnahm ihrer Tasche eine starke Lampe. Damit leuchtete sie auf die Unterkante der Wartungsöffnung. Feine Kratzer waren zu sehen.
 
Na: Sehen Sie das?
Vandenberg blickte skeptisch auf die Kratzer.
 
Va: Allerdings.
Na: Krallen!


--

Nalae scannte die seltsamen Spuren.

„Ich bekomme keine außergewöhnlichen Werte. Was auch nicht Wunder nimmt, denn schiffsweite Scans haben schließlich in den letzten 48 Stunden keine fremden Lebensformen angezeigt.
Es ist mit Sicherheit kein Löwe oder anderes Ungetüm auf der Picard unterwegs“, behauptete sie felsenfest.

„Nun, dann sollte es kein Problem sein, sich diesen Zugangsschacht aus der Nähe anzusehen“, erwiderte Vandenberg.
Nalae warf einen Blick in die scheinbar alles verschluckende Schwärze, der sie sich gegenüber fand.
„Naja...also...“

„Ich werde den Schacht untersuchen“, deklarierte Mort.
„Als Sicherheitsoffizier ist dies meine Aufgabe; Sie werden anderenorts benötigt, sollte es zu ungeahnten Vorfällen kommen.“

„Sie werden aber auch noch benötigt!“, warf Nalae ein.

„Ich werde schon nicht von einem Schacht abgeschlachtet“, erwiderte Mort und schob seinen schweren Reptiloidenkörper durch die Öffnung, ausgerüstet mit einem Phaser, einem Tricorder und einer Taschenlampe.

„Und?“ Nalae steckte vorsichtig den Kopf in die Öffnung.

„Ich bin erst seit dreißig Sekunden hier drin, bis jetzt nichts!“, hallte Morts Stimme ihnen aus dem Dunkel entgegen.

Morts Untersuchung blieb jedoch ohne weitere Ergebnisse.
Keine Kratzer, keine seltsamen Laute, keine Haare oder anderen Funde wurden getätigt.

„Ich sage doch, dass hier nichts ist“, meinte Nalae achselzuckend.

„Das hier ist jedenfalls nicht „nichts““, erwiderte Mort und deutete auf die Kratzer.

„Ich werde dafür sorgen, dass die Crewmitglieder sich zur Sicherheit mit Phasern ausstatten und zu der gesamten Crew zu erhöhter Vorsicht raten. Sämtliche noch so marginalen, ungewöhnlich erscheinenden Vorkomnisse müssen gemeldet werden.“


Später am Abend.


Nalae betrat ihr Quartier und warf ihr Uniformoberteil, wie immer nach getaner Arbeit, schwungvoll auf die Couch, wo es zu einer Anzahl anderer Kleidungsstücke gesellte.

Wundervoll, endlich etwas wohlverdiente Ruhe.
Nur ich, mein Buch und eine Badewanne mit diesem neuen Badeschaum namens „Einhorn-Exkremente“.

Nalae tippte ein paarmal auf dem Eingabefeld ihrer Badewanne herum und alsbald füllte sich das Becken mit rosa-blau glitzerndem Wasser.

Alsbald entspannte sie sich in dem nur dünn beleuchteten Raum mit der terranischen Novelle, die Howy ihr empfohlen hatte, im warmen Bad – als sie plötzlich nach einigen Minuten bemerkte, dass dunkelgrüne Schwaden aus dem Wasser hinaufstiegen.

„Das...das ist...ahh!“

Nalae stand auf und betrachtete das gruselige Schauspiel.

„Ich blute nicht!“, stellte sie fest, nachdem sie an sich heruntergesehen hatte.

Und dennoch sah diese Substanz Rhianha-Blut täuschend ähnlich.

„Ein schlechter Scherz!“, sagte sie sich selbst als sie beobachtete, wie sich das Grün langsam aber sicher zurückzog und das Wasser wieder in kitschigen Pastelltönen schimmerte.

Ein technischer Defekt am Ehesten – nur zu schade, dass der Mann Nachtschicht hat!
Mir egal, davon lasse ich mir meinen Abend nicht vermiesen. Wo war ich stehengeblieben...?

Die Minuten verstrichen und Nalae konnte nicht umhin, doch ab und an einen Blick an ihrem Buch vorbei zu werfen, doch nichts geschah.

Es sollte mehr brauchen um mich aus der Ruhe zu bringen, dachte sich Nalae und blätterte eine Seite weiter.

Seltsame schwarze Schwaden waren es, die ihre Aufmerksamkeit diesmal auf sich zogen. Inmitten des kleinen Badezimmers schien sich etwas zu formieren, dessen Gestalt Nalae gänzlich unbekannt erschien.
Es war zumindest kein Wesen, welches ihr in dieser Erscheinung jemals begegnet war.
Es war volatil, nicht materiell und doch erschien es ihr, als würde ihr eine widerwärtige Fratze aus dem schwarzen Nebel entgegengrinsen.

Nalae schoss aus der Badewanne und schlüpfte in Windeseile in ihren Bademantel.
Eine Stimme unbeschreiblicher Natur drang in ihren Kopf, die eindringlich und spöttisch einen romulanischen Vers aufsagte.


In der zweiten und vierten Stunde der Nacht
Der Name des Nächsten sei Euch dargebracht.


Nalae blickte sich hastig um – ihr Kommunikator! Natürlich. Natürlich heftete er noch an ihrer Uniform, die auf der Couch vor sich hinvegetierte. Und der Phaser? Sie konnte sich nicht einmal leise daran erinnern, wo sie den Phaser hingelegt hatte.

Die Ärztinwar zum erstenmal seit langer Zeit sprachlos. 

Das Wesen löste sich in Luft auf, ebenso schnell wie es erschienen war, doch es hinterließ einen seltsamen schwarzen Umschlag mit einem wächsernen Siegel auf dem Boden.

Ohne nachzudenken hastete die Rihanha in den Wohnraum und griff nach ihrem Kommunikator.


Wenige Minuten später.


„Ich habe den Umschlag nicht angefasst und das ist mit Sicherheit kein schlechter Scherz von mir!“, erklärte sie Mort und Vandenberg auf dem Weg zum Ort des Geschehens.

„Es ist ein papierner Umschlag mit einem Siegel darauf“, erkärte Mort nach einem Scan.

„Was denn sonst“, erwiderte Nalae, kaum mehr in der Lage, ihre Nervosität zu verbergen.

„Es sieht jedenfalls nicht aus wie ein Brathähnchen.“

„Ich werde den Umschlag nun öffnen“, kündigte Mort an und machte sich ans Werk.

Es befand sich darin ein stark angeschmirgeltes Papier mit verkohlten Kanten.

Ein einziger Name stand darauf, in Tinte geschrieben.


Mahan Tr'Kovath


„Ach! Das ist doch – das ist doch unglaublich!“, zeterte Nalae.

„Mobbing ist das, nichts anderes! Ich schwöre, wer das-“

„Dr. D'Varo“, griff Vandenberg ein und hielt Nalae am Arm fest, „nun beruhigen Sie sich zunächst einmal. Haben Sie vielleicht irgendeine Idee-“

„Idee! Nein! Das ist doch affig“, antwortete sie.

„Auf Ch'Rihan gibt es einen Mythos. Eine Geschichte, die gemeine Leute ihren Kindern erzählen wenn sie nicht aufessen wollen oder so.
Ein dämonisches Wesen, genannt der Bettatan'ru, der nicht in irdischen Sphären sondern anderen Dimensionen weilt und des Nachts zwischen zwei und vier Uhr befähigt ist, in unserer Welt Gestalt anzunehmen.
Er erscheint, so sagt man, um den baldigen Tod einer geliebten Person zu prophezeihen.
Aber nicht“- sie riss Mort den Zettel aus der Hand -“mit einem Briefumschlag! Und außerdem GIBT es den Bettatan'ru nicht, das ist ein Märchen! Irgendein Gesichtsarschloch hat-“

„Dr. D'Varo!!“

Vandenberg entnahm der aufgebrachten Ärztin den Zettel.

„Mäßigen Sie ihr Temperament! Sie hätten sich gleich nach dem Vorfall mit der grünen Substanz bei Mr. Caldred melden sollen. Und nun wird es Zeit für ein paar regulierende Maßnahmen. Irgendetwas treibt seinen Schabernack mit uns auf der Picard. Mort, schicken Sie Sicherheitsverstärkung in den Maschinenraum. Immerhin steht der Name eines Crewmitgliedes auf diesem Papier, das Sie, Dr. D'Varo, noch einmal genauer in Ihrem Labor untersuchen werden.“
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