Hinterhalt Log 2 Hohardus Edzardus
#1
(Beim Lesen das hier hören:

https://www.youtube.com/watch?v=oJXksJxX...I&index=15  )


==========  Unterwegs in Richtung Heimat  ==========
 
Da er in diesem Moment eh nichts machen konnte, was die Rettung und Versorgung der fremden Schiffbesatzung betraf, hatte sich Howy an seinen Lieblingsplatz zurückgezogen: Der Beobachtungskuppel der Astronavigation.
Man würde ihn schon informieren, wenn es Wichtiges gab.
 
Hier hatte er seine Ruhe.
Hier liefen alle SEINE Fäden zusammen.
Hier bestimmte er, was zu geschehen hatte.
Hier entschied ER, welchen Kurs die Picard nehmen sollte, um endlich nach Hause zu kommen.
Und es war eigentlich der einzige Platz an Bord, wo er, wenn er die gesamte Beleuchtung ausschaltete, wie im freien Raum saß und den spektakulären Ausblick genießen konnte, denn das ‚Glas‘ der Kuppel war absolut reflexionsfrei und ließ deshalb einen ungestörten Blick nach draußen zu.
Man hatte geradezu einen 3-D-Effekt, denn die Klarheit gab dem bloßen Auge einen wirklich ungeheuren Tiefeneindruck des Alls um ihn herum.
Das konnte manchmal sogar ein wenig erschreckend sein.
Wenn er es wollte, konnte er die meisten Daten auch auf die Kuppel projezieren lassen, so daß man sie besser mit den tatsächlichen Gegebenheiten in Einklang bringen konnte. Zum Beispiel Kursdaten, Strahlungsquellen oder gefährliche Körper in der näheren Umgebung.
 
Die Andromeda Galaxie war im Moment aus seiner Perspektive nicht zu erkennen, dafür aber füllte jetzt die Milchstraße seinen ‚Himmel‘ fast vollständig aus.

[Bild: potw1711a.jpg]
 
Er rief sich noch einmal die grundsätzliche Aufteilung ihrer Heimat-Galaxie ins Gedächtnis.

[Bild: milchstrasse.jpg]

Als sein Vorfahr und Namensgeber Hohardus Edzardus Eilers zur See fuhr, wußte man noch nicht einmal, daß die Milchstraße ein eigenes riesiges Sternsystem war und das auch der Andromeda Nebel  oder der Dreiecksnebel M 101 solche riesigen Sternsysteme waren, oder wie weit sie voneinander getrennt waren.

 

Eigentlich hatte er schon immer mal vorgehabt, der ‚normalen‘ Besatzung Führungen zu geben, um ihnen den wirklich spektakulären Blick auf ihre Heimat näherzubringen, denn es war bisher nur sehr wenigen Raumfahrern der Föderation gegönnt gewesen, diese Galaxie in ihrer ganzen Schönheit von außen her zu genießen.

Natürlich konnte man sich ein Bild machen, wenn man aus den großen Fernstern von 10 vorne blickte, oder auf der Brücke über den Screen, aber der war nicht real, sondern nur eine Projektion.

 

Außerdem näherten sie sich auch dem Halo der Milchstraße, der aus etwa 200 Kugelsternhaufen bestand. Und einer von ihnen begann das Blickfeld zu füllen. Noch war er klein, aber er würde in wenigen Tagen schon mindestens 10° Durchmesser erreichen, was ein toller Anblick sein würde.

 

Hier eine Darstellung des Halos rund um die Milchstraße:


[Bild: milchstrasse2.jpg]

Wenn er eines seiner Teleskope einsetzte, von denen er außen an der Hülle mehrere hatte, dann zeigte dieser Kugelhaufen jetzt schon ein paar spektakuläre Einzelheiten.

[Bild: 260px-A_Swarm_of_Ancient_Stars_-_GPN-2000-000930.jpg]

Kugelsternhaufen gehörten, zumindest rein optisch gesehen, zu den ältesten Sternsystemen mit sehr bemerkenswerten Sterntypen. Es gab, bis auf sehr wenige Ausnahmen, nahezu keine jungen Sterne in ihnen.
Es fehlte an Gas und Staub, um neue entstehen zu lassen, was wahrscheinlich an den exzentrischen Bahnen lag, die durch die Milchstraße hindurch liefen, wobei bei jedem Durchlauf die schwerere Galaxie dem kleineren Kugelhaufen seinen Staub entzog, weshalb keine neuen Sterne entstehen konnten.
 
Da man bisher nur sehr wenige Untersuchungen über Kugelsternhaufen durchgeführt hatte, nutzte er jede freie Minute, um so viele Daten wie möglich zu sammeln und sie in den Bordcomputer einzugeben.
Am liebsten hätte er den Captain gebeten, einen kleinen Umweg einzulegen und durch den Haufen hindurch zu fliegen, aber er wußte, daß er sich damit den Unmut der restlichen Crewmitglieder zuziehen würde.
 
Gott sei Dank hatte man wegen der Rettung der fremden Besatzung den Kurs kaum ändern müssen, so daß Howy sich jetzt auf seinem Holodisplay die Rundumsituation darstellen ließ und den geplanten Kurs anlegte.
Bis zur Position der Erde waren es noch 25.365 Lichtjahre.
Die Flugdauer hing natürlich von vielen Faktoren ab: Zunächst einmal vom WARP-Faktor und wie lange man diesen durchhalten konnte.
Allerdings war die errechnete Flugzeit immer noch ernüchternd lang.
Selbst bei einer Dauergeschwindigkeit von WARP 9 war die zu erwartende Flugdauer unter normalen Umständen nicht erträglich:

[Bild: WARP-Flugzeit_zps6h7r0cm1.png]

So sah er es im Moment als seine Hauptaufgabe an, eine Arx-Straße zu finden, die es der Picard ermöglichen würde, in erheblich kürzerer Zeit die Strecke zurückzulegen.
Bisher aber konnte er keine Anzeichen für eine finden.
Leider hatten ihm da auch die Ashani nicht weiterhelfen können oder wollen.
Allerdings gab es da noch die Hoffnung, die neue Technik doch noch für die Picard nutzbar zu machen, aber noch bei WARP 9,99 waren es über 16 Jahre.
Sie hatten zwar einen sogenannten FOLD-Antrieb an Bord, der Geschwindigkeiten im Transwarp-Bereich ermöglichte, aber diese Antriebsart konnte nicht über einen längeren Zeitraum genutzt werden.
Und selbst mit dem würde die Flugzeit immer noch bei über 2,5 Jahren liegen.
 
Er mußte sich unbedingt mal mit den Tr’Kovath-Brüdern näher unterhalten, ob die Beiden denn nun etwas aus dem romulanischen Shuttle oder der Ashani-Technik übernommen hätten, um ihnen etwas mehr Geschwindigkeit unter dem Arsch machen zu können. Und zwar über längere Zeit hinweg.
An der nötigen Energie konnte es eigentlich nicht mangeln, da sie die romulanische Technik der Speicherung und Anzapfung einer Singularität besaßen, aber es war eben die Technik, die eine derartige Beanspruchung über einen längeren Zeitraum kaum durchhielten.
 
Er riß sich zusammen und nahm erst einmal einen gewaltigen Schluck Ractajino, der so stark war, daß der Löffel stehen blieb.
Er hatte neben diesen Arbeiten aber auch noch anderes Wichtiges zu tun, wie zum Beispiel in der Flugbahn liegende größere Ansammlungen dunkler Materie, die durch ihre Gravitation der Picard durchaus gefährlich werden konnten, zu registrieren. Denn schon minimalste Abweichungen vom Kurs könnten bei der hohen Geschwindigkeit riesige Kursabweichungen bewirken, und es war seine Aufgabe als Navigator, das Schiff und dessen Besatzung sicher durch das All zu bringen.
 
Es war seine Aufgabe, die Gefahren schon zu ahnen, bevor sie eintraten.
Allerdings bezog sich das natürlich nur auf die Situation im All selbst. Denn es hatte sich immer wieder erwiesen, daß der größte Unsicherheitsfaktor der Mensch oder besser das Lebewesen war.
 
Aber auch die Technik stellte sie oft vor die größeren Probleme, wie man ja an ihrem eigenen Schicksal sehen konnte.
Verschollen im All, ohne die Möglichkeit wenigstens nachhause zu telefonieren oder den Angehörigen eine Nachricht zukommen zu lassen.
Er wußte, daß die Zurückgebliebenen versuchten, sie zu finden und ihnen Nachrichten zu schicken und umgekehrt, aber keiner wußte wirklich genau, ob Irgendetwas von ihren Sendeversuchen die Heimat erreichte.
 
Er lehnte sich zurück und nahm einen langen Zug aus seinem Becher.
Wenigstens hatten sie jetzt ein bißchen Ruhe, um sich von dem Streß der letzten Wochen ein wenig zu erholen.

Sokar hatte sogar die Holodeckzeiten für Jeden verlängert, damit man sich Abwechslung verschaffen konnte. Und auch die Replikatoren liefen derzeit wieder so, daß man wenigstens ab und zu mal sein Lieblingsessen genießen konnte.
Das hatte die Moral der Crew deutlich verbessert, und Howy hoffte natürlich, daß das auch so bleiben würde.
 
Er lud alle seine Daten auf ein PADD und machte sich auf den Weg runter zur Brücke.
[Bild: Howy-neu.jpg]
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Hinterhalt Log 2 Hohardus Edzardus - von Hohardus Edzardus - Mon-May-2019, 06:44 PM

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