Griff in die Geschichte Log 14 - Mort
#1
*** Erde / München / Odeonsplatz und Umgebung 1923 ***
 
Das Chaos war losgebrochen, Schüsse und Schreie von allen Seiten. Panik. Vermutlich nur einer konnte kühl und überlegt reagieren: Mort Caldred, derzeit in der Maske des SA-Mannes Johann Mooseder. Er sah Hitlers Leibwächter getroffen zusammen sinken. In der selben Sekunde gab sein Scanner Alarm. Gerschoni! Im Umkreis von unter zwei Metern!
 
Mort sah sich um, die linke Hand an seinem Phaser, in der rechten einen der altmodischen zeitgenössischen Revolver. Kurz sah er Gerschonis Gesicht unter einem Filzhut, dann drängten sich fliehende Menschen zwischen sie. Noch ein Schuss! Mort fühlte das Prickeln seines Energiepanzers am Rücken. In schneller Folge ein weiteres Projektil. Wäre Mort von dem ersten gefällt worden - und Johann Mooseder wäre sofort tot gewesen - hätte dieser zweite Schuss Hitler in den Kopf getroffen.
 
So taumelte der Sicherheitschef der Picard rückwärts. Der Energieschild hatte auch diesen Angriff abgefangen, aber eine kurzzeitige Überlastung brachte seine Holomaske zum Flimmern. Hatte es in der allgemeinen Aufregung jemand bemerkt? Aber selbst wenn, sie würden es einer Sinnestäuschung in der Panik zuschreiben. Hoffte er zumindest.
 
Der Diktator in spe ging zu Boden, Arme griffen ihn und zogen ihn aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Der Scanner vibrierte. Ein rascher Blick: Gerschoni war fast in Reichweite, hinter einer Straßenlaterne! Mort ging zur Verfolgung über und drängte sich durch die Masse. Das flüchtige Crewmitglied verschwand unter den Arkaden der Feldherrnhalle. Mit einem Satz war der Sicherheitschef auf seinen Fersen.
 
Dr. Val'Kara würde für die historisch korrekte Platzierung der Leiche Mooseders sorgen. Für Mort war es an der Zeit, die Identität zu wechseln. Im Schatten einer Arkade riss er sich das SA-Hemd vom Leib und wechselte den Holofilter wieder auf den Bauleiter mit dem Gesicht des norwegischen Rennfahrers.
 
Gerschoni bewegte sich auf einer Nebenstraße. Mort wollte vorwärts hasten - und kollidierte mit einem Polizisten, der von der Seite heran stürmte.
 
Für sowas habe ich keine Zeit!
 
Plötzlich musterte ihn der Polizist - Mort argwöhnte schon, der Holofilter arbeite nicht korrekt. Vielleicht sollte ich rasch --
 
"Moment mal ... Soan's ned der Dierckson? Der Rennfahrer?!"
 
Warum nicht. "Ja, und ich war gerade auf dem Weg zu meinem Hotel, als hier--"
 
"Aba des is gar koa Problem! Ich bring Sie durch die Absperrung! Geben's mir schnell a Autogramm? Für mein' Sohn? Hier...." Er zog das Foto eines breit grinsenden Siegers vor einem schnittigen Silberpfeil aus der Tasche und Mort machte einen unleserlichen Krakel darunter.
 
Unterdessen hörte der Vibrationsalarm des auf Gerschoni modulierten Tricorders auf. Verflucht! Er musste sich beeilen, durfte aber keinen weiteren Verdacht erregen. In nur wenigen Metern Entfernung führte die Polizei gerade eine größere Gruppe Demonstranten ab. Es kostete Mort einiges an Anstrengung, sich erleichtert und jovial zu verhalten und nicht seinem Instinkt zu folgen und den Polizisten außer Gefecht zu setzen. Endlich.. ENDLICH war er allein und unbeobachtet und konnte sich in einen Hauseingang verdrücken. Eine gestreifte Katze stob an ihm vorbei und von drinnen hörte er lautes Gekeife.
Aber es gelang ihm, Tr'Kovath zu erreichen. Die übrigen Mitglieder des Außenteams konnten im Augenblick wohl nicht auf seinen Ruf antworten. Der Romulaner hatte Gerschoni im Fokus und verfolgte ihn. Aber wegen der vielen anderen Leute konnte er nicht schießen.
 
Morts Annäherungsalarm begann wieder zu vibrieren. "Er bewegt sich in meine Richtung. Ich prüfe die Koordinaten und versuche ihm den Weg abzuschneiden!"
 
+Beeilen Sie sich! Er versucht offenbar, zu einer Station des Öffentlichen Transportsystems zu kommen, dann haben wir keine Chance mehr!+
 
Mort schob ein als Brille getarntes Navi über die Augen, das ihm den Stadtplan anzeigte, und setzte sich in Bewegung. Zwei Straßen weiter hatte er Gerschoni im Blick. Leider war alles voller Leute, die eilig versuchten, sich vor dem Aufruhr in Sicherheit zu bringen. Den Phaser ziehen und den Flüchtigen zu Fall bringen war für Mort ebenso unmöglich wie für Tr'Kovath, der sich gerade einige hundert Meter weiter hinten über eine Hinterhofmauer kletterte. Plötzlich war Gerschonis Signal wieder verschwunden. Irgendetwas musste den Scan beeinträchtigen! Aber weit konnte er nicht--
 
Mort fühlte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und er einknickte. Sein Energieschutzschild knisterte bedrohlich. Gerschoni! Dieser Irre schießt hier mit einem Phaser!
 
"Onkel, brauchst du Hilfe?" Ein rotschopfiger kleiner Junge stand vor ihm.
 
Mort schüttelte den Kopf und kämpfte um sein Sprachvermögen, das der Betäubungsschuss beeinträchtigt hatte. "Bin nur... gestolpert." Mühsam rappelte er sich wieder hoch.

[Bild: mort.jpg]
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