Friedensinitiative II Log 11 Turan / Lhoal
#1
*** Quo'nos / Vorstadtviertel der Hauptstadt ***
 
Ungläubig starrten die rihannischen Mischlinge auf den Klingonen und den Senator. Ungläubig murmelnd starrten die Klingonen auf ihren Kommandanten, der plötzlich eine ruppig-herzliche Umarmung mit dem Spitzohr austauschte und noch ungläubiger hörten Sie auf die Worte ihres Oberst. Dieser Haufen Spitzohrbastarde sollte nicht deportiert werden?!
 
"Keng, bist du taub oder was? Ich sagte, Lhoal tr'Khellian steht unter meinem Schutz, und seine Schutzbefohlenen stehen ebenfalls unter meinem Schutz! Geht auf Posten vor dem Tor und an den beiden anderen Ausgängen! Lokra, du hisst die Regimentsflagge über dieser Bruchbude, los schon!"
 
"Maag, ich ...," Lhoal brachte vor Erleichterung kaum einen Ton heraus.
 
"Keine Dankesreden, Herr Senator. Du weißt, wie ich Politikergeschwafel hasse. Lass' uns ordentlich einen heben auf das Wiedersehen!"
 
Lhoal griff seinen Arm und fand endlich die Sprache wieder. "Maag, das was gerade geschehen ist - du und ich - es ist der Beweis, dass der Friedensvertrag gelingen kann! Wir dürfen nicht zulassen, dass er zunichte gemacht wird!"
 
Der ältere Klingone plusterte die Backen auf. "Nun, gibt kaum was, das ich da tun könnte! Ich bin nur ein Soldat ohne Stimme im Rat. Habe keine Mittel und was du hier siehst, ist meine kleine - und unterbezahlte - Truppe."
 
"Wir müssen versuchen, den Prätor zu finden! Und deinen Kanzler, bevor sich unsere Völker wieder gegenseitig an die Gurgel gehen! Wir müssen nach Mamak!"
 
"Das ist Sperrgebiet!"
 
 
 
*** Zur gleichen Zeit / Im Orbit um Quo'nos / Warbird 'Herihor' ***
 
Kommandantin Seva T'Iril stand mit verschränkten Armen vor dem Hauptschirm der Brücke und strahlte die gefährliche Ruhe eines Vulkans vor dem kapitalen Ausbruch aus. Hinter ihr an der gegenüberliegenden Wand prangte das grün-schwarz schimmernde Wappen des T'liss mit ausgebreiteten Flügeln. "Jedwede weitere Verzögerung Ihrerseits werden wir als Beteiligung Ihrerseits an dem Attentat --"
 
"Was heisst hier Attentat?" grollte der Klingone vom Schirm. "Eine typische romulanische Unterstellung! Es gab ein Erdbeben und --"
 
"Wollen Sie mich zum Narren halten? Wenn es ein 'Erdbeben' war," sie betonte das Wort ironisch, "warum lassen Sie unsere Suchmannschaften nicht landen und 'helfen'?"
 
"Weil es heiliger Boden ist und ein Romulaner ihn nicht betreten darf!"
 
T'Iril hatte genug. Sie hatte keine Zeit. Ihr Prätor hatte keine Zeit. Das Reich hatte keine Zeit! "Ich verlange sofortigen Zugang zum Unglücksort, VIZEkanzler Omak!"
 
Der Klingone murmelte einen sexistischen Spruch gegen romulanische Frauen und beendete die Verbindung.
 
"Widerlicher khlle!" T'Iril fuhr herum und funkelte ihren Kom-Offizier an. "Stellen Sie mir eine Verbindung zur Prokonsulin her!"
 
 
*** 15 Stunden später / Kloster Mamak ***
 
Seit anderthalb Tagen arbeiteten sich Turan und Kvorag durch das Geröll und schoben sich durch schmalste Spalten vorwärts in der Hoffnung, einen Ausgang aus dem Trümmerhaufen zu finden, der einst das weitläufige Kloster von Mamak gewesen war.
 
"Eines ist völlig klar," sagte Turan und rang nach Luft, "Mamak ist vor dem Angriff evakuiert worden. Wir haben noch kein einziges weiteres Todesopfer gefunden. So sehr Ihnen das missfällt, Kvorag, aber Ihr Abtfreund scheint nicht ganz unbeteiligt an dem Attentat gewesen zu sein."
 
Der Klingone brummte eine Zustimmung. "Ehrloser Sohn eines Targ! Wenn ich ihn jemals --" Der große Brocken, gegen den er sich gerade gestemmt hatte, polterte mit großem Getöse in die halb verschüttete Halle.
 
Turan beugte sich über den Stein - er war behauen, und die Reste einer Bemalung waren sichtbar. Vermutlich hatte er sich in einem der repräsentativen Säle des Klosters befunden... Soweit möglich, hatte er die Zerstörung mit dem Multiphasentool seines Armbandscanners dokumentiert. Eine holographische Darstellung würde vermutlich Hinweise geben, wo der Sprengsatz gezündet worden war und auch, worum es sich handelte. Er bedauerte, keine Staubproben analysieren zu können, und auch die Strahlungs- und Luftanalysen beschränkten sich auf die Basisangaben ob toxische Gefahr bestand oder nicht. Aber sobald er wieder Zugang zu entsprechender Technik hatte... Wenn ich wieder Zugang habe... unsere Überlebenschancen sind -- Nein, er wollte, er durfte nicht an ihre Überlebenschancen denken!
 
 "Ich glaube, ich sehe Tageslicht! Und ein kalter Luftzug kommt auch von da oben!" Kvorag grub mit beiden Händen im losen Geröll, um den Durchgang zu erweitern. Eine Staubwolke quoll auf und bedeckte die beiden Männer mit einer grauen Kalkschicht.
 
Ein Frösteln überlief den Prätor. Die Anstrengungen der vergangenen Stunden, der Mangel an Nahrung und Wasser ließen seinen Körper noch empfindlicher auf die sinkenden Temperaturen reagieren. Keine Frage, die Luft wurde kälter. Das bedeutete, dass das Problem der Frischluftzufuhr und des mangelnden Wassers dem Problem der Kälte Platz machen würde - und das mit jedem Schritt in Richtung des Ausgangs mehr. Er dachte an den Aufstieg zum Kloster und versuchte zu berechnen, wie lange er ohne isolierende Kleidung durchhalten konnte. Waren Suchmannschaften unterwegs oder nicht? Oder besser, waren sie schon in der unmittelbaren Nähe? Davon hing alles ab...
 
Kvorag wandte sich um. Bepudert von Staub sah er aus wie ein Wesen aus der Totenwelt, ein Rachegeist seiner Selbst. Dass er versuchte sich mit dem Handrücken über das Gesicht zu wischen, machte sein Erscheinungsbild nicht unbedingt zivilisierter. "Ist ein ziemlich steiler, enger Schacht nach oben, aber wir werden durch kommen. Zumindest Sie. Ich hätte vielleicht nicht immer so viel Gorma-Ragout essen sollen." In dem Geistergesicht blitzte eine Reihe spitz gefeilter Zähle auf.
 
Gut, dass er den Humor noch nicht verloren hat, Turan konnte im Augenblick nicht einmal mehr den Elan für einen sarkastischen Kommentar aufbringen. "Ich schaffe es nicht," sagte er, "nicht bei diesen Temperaturen und dem geringen Sauerstoffgehalt. Die Wahrscheinlichkeit --"
 
Kvorags martialisches Brüllen schnitt ihm das Wort ab, und ehe er reagieren konnte, hatte der General ihn an den Schultern gepackt. "Die Wahrscheinlichkeit? Die Wahrscheinlichkeit ist nichts für Krieger!" stieß er hervor und der Blick seiner dunklen Augen bohrte sich in die blauen des Prätors. "Und: nichts für Staatsmänner! Nach der Wahrscheinlichkeit hätte ich vor 40 Jahren in der Schlacht bei Som'aqul sterben sollen! Nach der Wahrscheinlichkeit hätte ich nicht Kanzler werden sollen! Ich spucke auf die Wahrscheinlichkeit! Und SIE, Prätor Tr'Kaleh, sollten das auch!"
 
"Ja. Ja, das sollte ich," sagte er langsam und blickte in Richtung des dünnen hellen Himmelsstreifens am Ende des steinernen Tunnels. Eiskristalle begannen sich auf seinem Haar und seinen Brauen zu formen. Er hatte diversen Gegnern und den Elementen selbst oft genug getrotzt! "Vielleicht ... können wir die Rechnung etwas zu unseren Gunsten verschieben... Lassen Sie mich einen Moment nachdenken..."
[Bild: turan-sig-neu.jpg]
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