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Umbra et Malleus Log 15 - Sokar - Druckversion

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Umbra et Malleus Log 15 - Sokar - Sokar - Sat-Nov-2020

*** Beta Phönizis / Albacore City / Lagerhalle ***

Zwischen Containern, Fässern und Käfigen undefinierbaren Inhalts stehend, versuchten die drei Gangster – zwei Terraner und ein weiblicher Chamäleonid – seit einer halben Stunde, ihr Versagen bei der letzten Operation zu rechtfertigen. Der Überfall auf das Munitionsdepot der Sektorpolizei war so gründlich schief gegangen, wie nur irgendetwas schief gehen konnte. Sie hatten keine der hocheffizienten Energiezellen erbeutet und überdies noch sechs Mann verloren, von denen zwei womöglich noch in der Lage gewesen waren, beim Verhör kompromittierendes Wissen auszuplaudern!

Sokar widerte die ganze Angelegenheit an. Seine Gedanken waren bei jener Information aus dem terranischen Sklavenregister, die er vor nunmehr gut zwei Wochen gefunden hatte: Kurz nach der Strafexpedition in Vulcana Regar, bei der seine Familie ums Leben kam, war auf dem Sklavenmarkt von Ildrusa ein vierjähriger vulkanischer Junge verkauft worden. Überdies: er war von einem Leutnant der Black Ops der Dritten Flotte verkauft worden, der Einheit, die die Strafexpedition durchgeführt hatte! Wäre Sokar in der Disziplin der Logik unterrichtet worden, hätte er vielleicht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei diesem Kind um seinen Sohn handelte, als zu gering eingestuft, um weitere Maßnahmen zu rechtfertigen. Doch der letzte Meister der Logik war gute 50 Jahre vor Sokars Geburt hingerichtet worden. Und so verließ er sich auf seine Intuition…

„… jedenfalls hatten sie ihren Schichtplan geändert, und damit—„

Ich habe es SATT! Sokar schnellte hoch und stieß die vor ihm stehende Kiste mit dem Fuß zur Seite. „Ich will nichts weiter hören! NICHTS! Verstanden?! Ihr seid ein Haufen unfähiger Idioten! Ich will euch sagen, warum dieser Einsatz schief gegangen ist! Weil ihr keine Disziplin habt und eure Leute noch weniger!“

„He, wir—„

„Maul halten!“ Sokar hatte seinen Disruptor auf die Chamäloidin gerichtet. „DU, Elva, hattest Zeit, dich dem persönlichen Safe des PD-Chiefs zu widmen, etwas, was nicht geplant war!“ Die Waffenmündung schwenkte auf einen der beiden Terraner, einen bulligen, bärtigen Typ. „Und du Stück Dreck hattest Zeit für eine Vergewaltigung! Ich dulde das nicht länger. Wenn ich eine Operation plane, hat sie EXAKT nach meinem Befehl ausgeführt zu werden!“

„Was, Alter, lässt dich sonst Mylady nich mehr—„ Die Rede des Terraners erstarb in einem unzeremoniellem Ächzen, als Sokar feuerte.

„Von nun an werden ihr und eure Leute meine Befehle befolgen. Oder ich liefere euch eigenhändig an die Inquisition aus! Ich will eine Armee! Eine Armee, die in der Lage ist, der imperialen Flotte die Stirn zu bieten! Keinen Haufen gieriger Ferengi, die mich später mit Ausflüchten langweilen! Ist das klar?“

Der verbliebene Terraner starrte an ihm vorbei, die Chamäloidin deutete so etwas wie ein Nicken an.

„Ob das klar ist, habe ich gefragt? Oder habt ihr Lust, euch eurem Partner anzuschließen?“ Er deutete auf die Verbrennungsspuren auf dem Boden der Lagerhalle.

Der Terraner spuckte aus. „Klar. Sir.“

Die Chamäloidin ließ ein kurzes Fauchen hören und drehte ihre Haare zwischen den Fingern. „Wenn’s dich high macht, Darling: klar, SIR.“

Der Vulkanier widerstand dem Impuls, ihr Lebenslicht ebenfalls auszublasen. Aber eine tote Armee war noch schlechter als eine schlechte Armee! „Ich will euch mit allen Leuten morgen früh sechs Uhr in der Holohalle unseres Estates zum Training sehen.“ Damit berührte er den Ort- zu-Ort Transporter an seinem Arm und transferierte sich einige Kilometer weiter südlich in die Stadt.
 

*** Irgendwo in der Stadt ***

Sokar machte sich keine Illusionen darüber, dass Lady Ashinyas Syndikat niemals, beim besten Willen nicht – den sie eben nicht einmal hatten – eine Armee wie seine Rebellengruppe werden würde. Es fehlte ihnen ein ganz entscheidender Faktor: Fanatismus. Seine Leute waren bereit gewesen, für den Untergang des Imperiums nicht nur andere zu opfern, sondern notfalls auch sich selbst. Sie waren bereit gewesen, sich in Selbstmordattentaten in die Luft zu sprengen, wenn er es befahl. Und manchmal auch, ohne dass er es befahl. Die Mitglieder des Syndikats aber waren erbärmliche kleine Würstchen, im Grunde nur auf eines aus: Geld und Vergnügen, und das mit möglichst wenig Aufwand. Wenn er sie auch nur halbwegs dahin bringen wollte, wo er sie haben wollte, würde er selbst eines sehr dringend brauchen: einen verlässlichen Leibwächter!

Während er durch die Bazarstraße lief, drangen immer vernehmlicher die die unverkennbaren Geräusche eines Kampfes an seine Ohren. Keiner der üblichen Streetfights zwischen Gangs oder gelangweilten Jugendlichen, sondern mehr eines sportlichen Ereignisses, wie die Pfiffe und Rufe anzeigten. Dazwischen immer wieder Grunzen, Fauchen und Knurren. Wer oder was trat dort gegeneinander an?

Sokar schritt schneller aus. An der nächsten Ecke hatte er die behelfsmäßige Arena erreicht. Dicht gepackt drängten sich die Zuschauer; einige hingen an den Balkonen der umliegenden Häuser. Der Vulkanier schob einen Andorianer zur Seite, der ihm zornig den Ellenbogen in die Seite rammte. „Was soll das, Spitzohr? Hier steh‘ ich! Such dir einen anderen Ausguck!“
Der Mann drehte sich wieder dem Geschehen in der Arena zu – fühlte noch einen unangenehmen Griff im Genick, und brach zusammen. Niemand der Umstehenden nahm Notiz. Sokar stieg über den Bewusstlosen, und hatte nun endlich die Kontrahenten im Blick. Es waren ein sicher über zwei Meter großer Nausikaaner in Kriegsbemalung und ein Karyaner, unter dessen blaugrüner Schuppenhaut geschmeidige Muskeln spielten.

„Ist sein achter Kampf heute, aber der Kerl ist nicht klein zu kriegen!“ zischte eine Stimme an seiner Seite, und Sokar erkannte einen kleinen dürren Typ irgendeiner vogelartigen Spezies. „Wie sind deine Wetten, Freund?“

„Ich wette nicht und ich bin nicht dein Freund.“

Der Nausikaaner hieb eine enorme Faust gegen den Brustkorb seines Gegners und brachte ihn zu Fall.

„Ahh, wer nicht will, der hat schon!“ Der befiederte Buchmacher quetschte sich durch das Gedränge.

„Mach ihn fertig!“ brüllte es von irgendwo, aber noch ehe der Nausikaaner zum nächsten Schlag ausgeholt hatte, war der Karyaner wieder auf den Beinen. Die andere Seite der Zuschauer johlte. Violettes Blut spritzte auf den Mann neben Sokar, der sich übers Gesicht wischte, ohne die Augen vom Kampf zu nehmen. Seinen zusammen gebissenen Zähnen nach zu urteilen, hatte er auf einen der beiden eine hohe Summe gesetzt.

Jetzt traf den Nausikaaner ein Fußtritt, er verlor das Gleichgewicht, stolperte. Aber noch im Fallen packte er das rechte Bein seines Gegners. Im nächsten Moment rollten die Kämpfer ineinander verkeilt im Sand. Regeln gab es offenbar keine. Es wurde gekratzt und getreten. Die Zuschauer brüllten frenetisch für ihren jeweiligen Favoriten, der Buchmacher sammelte hüpfend die letzten Wetten ein.
Als sich der Staub für einen Augenblick legte, sah Sokar die spitzen giftigen Fangzähne des Karyaners nur millimeterweit vom Hals des Nausikaaners. Jetzt!!! Nein – der Körper des Nausikaaners bäumte sich auf, er schüttelte den Gegner ab, und der Tanz ging weiter. Erst eine halbe Stunde später war es vorbei: letztlich hatte der Karyaner den seinen Widersacher mit dem Schwanz erdrosselt, wie eine Riesenpython. Nun stand er blut- und dreckverkrustet in der Arena, ein triumphierendes Blitzen in den orangefarbenen Reptilaugen. Sokar war überzeugt, seinen Leibwächter gefunden zu haben.

Er bahnte sich den Weg zu dem fetten Pakled, der eben den Sklavenkragen am Hals des Karyaners aktivierte.
„Dein Eigentum? – Ich kaufe ihn.“

„Ohooo, Mort ist nicht zu verkaufen.“ Der Pakled lachte glucksend. „Ich mache ja ein Vermögen mit ihm.“

„Und du zahlst bestimmt keine Dividende an das Syndikat, oder?“

„Das Syndikat, welches Syndikat? Ich bin heute hier und morgen—„

Sokar hatte ihn am Kragen gepackt. „Das Syndikat, das dir das Leben zur Hölle machen wird, wenn du nicht kooperierst! – Her mit der Steuerung für den Kragen! Ich zahle einen fairen Preis!“

 „12.000 imperiale Credits!“ Er überschätzte offensichtlich seine Verhandlungsposition.

„Abzüglich der vergessenen Dividenden – also 5000. – Und jede Minute, die du hier weiter meine Zeit stielst, geht der Preis weiter runter. Und meine Laune wird immer schlechter. Vielleicht erlöse ich dich einfach aus deiner Misere?!“

Fluchend warf ihm der Pakled jetzt die Steuerung vor die Füße.

[b][Bild: Sokar-Spiegel.jpg][/b]