Central Terminal
Friedensinitiative II Log 7 Turan und Lhoal - Druckversion

+- Central Terminal (http://www.uss-saipan.de/FORUM)
+-- Forum: =/\= RPG-BEREICH=/\= (http://www.uss-saipan.de/FORUM/forumdisplay.php?fid=4)
+--- Forum: *** Ch'Rihan *** (http://www.uss-saipan.de/FORUM/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Thema: Friedensinitiative II Log 7 Turan und Lhoal (/showthread.php?tid=234)



Friedensinitiative II Log 7 Turan und Lhoal - Turan - Thu-Apr-2019

*** Quo'nos / Kloster von Mamak ***

Eisiger Wind fegte über den Gletscher und die schroffen schwarzgrauen Felszacken, die sich durch die weißen Massen in den grau verhangenen Himmel bohrten. Schneekristalle hatten ein löchriges Tuch um die gewaltigen Statuen klingonischer Helden gewoben, die den Prozessionsweg hinauf zum Kloster säumten. Die alten Gebäude selbst verschmolzen mit der Umgebung zu einer trutzigen Einheit, in der nur die metallenen Spitzen der Ehrenobelisken das Wirken gestalterischer Hände anzeigten.

Das Kloster diente seit fast 800 Jahren dem Gedenken an zwei Gefährten des Kahless, die sich eben in dieser eisigen Einöde ihren letzten Gegnern gestellt hatten. Ihr Kampf war den Klingonen der folgenden Generationen zum Beispiel für das stetige Ringen mit übermächtig scheinenden Gegnern, mit Naturgewalten oder gesichtslosen Feinden wie Krankheiten geworden. Viele nahmen aber auch den Weg und eine bestimmte Zeit der Gemeinschaft mit den Mönchen auf sich, um für Verfehlungen zu büßen, die die Ehre ihrer Familie beschädigt hatten.

Die vier dick vermummten Gestalten, die sich durch die Schneewehen zischen den Statuen voran arbeiteten, trugen die Pilgerabzeichen auf ihren Umhängen. Der junge Adept, der ihnen die knarrende Holzpforte in den Hof öffnete, fragte sich, welchen Ehrverlust sie wettmachen wollten. Die Gesichter waren unter den Schals und pelzgefütterten Kapuzen kaum erkennbar. Nur Augenpaare leuchteten im Widerschein des großen Gedenkfeuers im Hof. Der Führer der kleinen Gruppe, eine breitschultrige, große Gestalt, nahm den angewärmten runden Stein entgegen, der jedem Gast als Willkommensgruß gereicht wurde. Er murmelte den traditionellen Gruß, ehe er den Stein an seine Gefährten weiterreichte, die nun ebenfalls grüßten. Der Adept stampfte mit seinem Eisenstab auf den Boden, um die übrigen Mönche von der Ankünft der Gäste in Kenntnis zu setzen. Dann schritt er die wenigen Stufen zur Haupthalle voraus.

Die Pilger folgten ihm durch zwei gewundene Gänge in einen hohen Saal, von dessen Decke tropfsteinartiger Stuck hing, schwarz gefärbt von Jahrhunderten Kerzenruß. Mit einem weiteren Klopfen seines Stockes entschwand der Adept, um einem uralten Klingonen Platz zu machen. Der zerknitterte Alte mit dem hüftlangen filzigen Haar wirkte, als habe er tatsächlich bereits an der Seite des Kahless gekämpft...
"Willkommen an diesem heiligen Ort," sagte er nur. "Legt eure Bürde ab und reinigt euch mit dem Feuer des Geistes." Dann ging auch er und die schwere, metallbeschlagene Tür schloss sich hinter ihm.

Der erste der Pilger schlug seine Kapuze zurück. Der Schein der Kerzen fiel auf ein junges klingonisches Gesicht und zu einem dicken Zopf geflochtenes Haupthaar. Die Frau schritt in Richtung der verschlossenen Tür und zückte dann etwas, das ganz und gar nicht in dieses Ambiente passen wollte: einen hochmodernen Tricorder. Sorgfältig schritt sie den Raum ab, ehe sie sich umwandte und nickte: "Alles in Ordnung."

Nun befreite sich die große Gestalt im Zentrum der Gruppe von ihrem Pelzumhang. Kanzler Kvorag. "Ich hatte es nicht anders erwartet. Abt Row'Gra ist ein vertrauenswürdiger Mann und ein alter Freund. - Exzellenz, wie geht es Ihnen und Ihrem Begleiter?"

Turan tr'Kaleh löste die Atemmaske von seinem Gesicht. Die Temperatur hier war um knapp 10 Grad kälter als der kälteste Ort auf ChRihan und weit jenseits des Behaglichen für einen Halbvulkanier.
"Akzeptabel," antwortete er, und auch sein Adjudant nickte. Der Prätor musste angesichts der Lokalität jedoch unwillkürlich an jene Amtsträger denken, die just an ebensolchen 'heiligen' Orten von ebenso 'vertrauenswürdigen Personen' in die Welt der körperlosen Elemente befördert worden waren. Sich in Sicherheit zu fühlen lag ihm deshalb fern. Einen eigenen Scan der Anlage durchzuführen hätte jedoch einen Affront gegen seinen Gastgeber bedeutet.

Gleich nach dem offiziellen Empfang auf dem Raumhafen von Quo'nos hatte sich die kleine Gruppe über diverse maskierte Transportervorgänge auf den Weg zu diesem abgelegenen Tagungsort gemacht. Außer ihren Begleitern waren nur sehr wenige Personen über die Reise informiert worden.

Kvorag schritt zu der steinernen Bank am Ostende des Saales und betätigte dort eine verborgene Schaltfläche. Das gruftartige Ambiente löste sich in Luft auf und gab eine zwar schlichte, aber doch moderne Inneneinrichtung preis, was die beiden Rihannsu mit Erleichterung feststellten. Glücklicherweise wich auch der Ruß- und Modergeruch mit der holographischen Simulation. In einer Ecke war nun ein Alkoven mit Getränken und einer Replikatoreinrichtung zu sehen, und in der Mitte des Raumes stand ein runder Holztisch.

"Sagen Sie mir nicht, dass das ganze Kloster eine hochmoderne Geheimdiensteinrichtung ist," sagte Turan mit einem feinen Lächeln.

"Nein, keineswegs." Kvorag lachte. "Aber die Zeiten wandeln sich auch hier und der letzte Abt hat einige bauliche Veränderungen vorgenommen."

Den Elementen sei Dank. Turan bekam langsam das Gefühl in seine Füße und Hände zurück. "Lassen Sie uns beginnen!"

"Dem stimme ich zu. Unser aller Zeit ist kostbar!"

Kvorag und Turan nahmen am Tisch Platz, während sich ihre beiden Adjudanten mit ihrem Reservoir an Padds auf den Sitzen an der Wand niederließen, um bei Bedarf Gesetzestexte oder historische Berichte zu konsultieren.


*** Quo'nos / Hauptstadt ***

Lhoal ging durch die Gassen der Altstadt in Richtung des Viertels, in dem laut Bericht von Turans Agenten viele rihannische Mischlinge lebten. Je weiter südlich er kam, desto schmaler wurden die Wege, auch unbefestiger und jetzt vom Regen aufgeweichter Boden zog sich immer öfter zwischen den Häusern hin. Die Wohnblöcke wurden kleiner und schäbiger. Fehlende Fenster waren durch Vorhänge oder Pappen ersetzt worden, bröckelndes Mauerwerk durch Wellblech oder andere kreative Lösungen. Replikatoren und Rufsäulen im öffentlichen Raum wirkten wie Relikte aus einem Technikmuseum. Zumindest waren sie jedoch robust und verrichteten ihren Dienst, wie man immer wieder sehen konnte.

Es war unübersehbar, dass es mit der Wirtschaft im Klingonischen Reich nicht zum Besten bestellt war. Doch aus der Basarstraße drangen die Düfte köstlicher Gewürze und aus den kleinen Manufakturen die Geräusche fleißiger Handwerker. Vor allem Goldschmiede arbeiteten hier nach traditionellen Methoden. Lhoal kaufte ein paar Ohrringe für Melissa und ließ dem Händler das Vergnügen, einen Romulaner ausgenommen zu haben. Im Vergleich mit den Preisen auf Ch'Rihan war der Schmuck hier immer noch spottbillig.

Nur wenige Nicht-Klingonen fanden den Weg in die vielleicht pittoreske, aber eben auch herunter gekommene Altstadt. Verstohlene Blicke folgten dem Rihanha; einige Leute gingen demonstrativ auf die andere Straßenseite. Lhoal warf einen Blick auf die rostigen, hin- und herschwingenden Straßenschilder. Er brauchte keinen Translator. Die westliche Abzweigung zur Kesselschmiede-Stiege... Ja, dort war in der Tat ein großer Gemüsestand aufgebaut, hinter dem eine Frau mittleren Alters stand. Sie war ihm als Kontakt empfohlen worden.

Lhoal steuerte auf sie zu und erkannte beim Näherkommen, dass sie ein Hybrid war. Der junge Klingone hinter ihr auf der Bank, der an den Gemüsekörben hantierte, bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Hier schwelte Ärger, das war sofort zu spüren. Lhoal grüßte auf Klingonisch. Die Frau musterte ihn und antwortete dann langsam auf Rihansu, was den jungen Burschen hinter ihr noch eine Stufe zorniger starren ließ. Ihre Aussprache war grauenhaft, aber Lhoal nahm den Gruß als das was er sein sollte - eine Ehrbezeigung. Und so wiederholte er seinen Gruß ebenfalls in seiner Muttersprache.

"Sind Sie mit dem Prätor gekommen, um uns zu helfen?"

"Ich bin gekommen, um mir ein Bild über Ihre Situation zu machen," erwiederte Lhoal so diplomatisch wie möglich. "Ich bin Senator Tr'Khellian, Sonderbevollmächtigter des Prätors." Der ungewohnte Titel fühlte sich seltsam an - er hoffte, nicht für seine Gegenüber ebenso.

"Wir brauchen keine Hilfe!" blaffte der junge Bursche jetzt und drängte sich nach vorn. "Wir sind Klingonen! Wir helfen uns selbst!"

Die Frau - offenbar seine Mutter - reagierte wie eine klingonische Mutter reagieren würde, fauchte ihren Sohn an und verpasste ihm eine gehörige Ohrfeige. "Hast du kein Benehmen? Sieh zu, dass du hier Ordnung machst!" Dann wandte sie sich an Lhoal, der ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte. "Folgen Sie mir! Ich bringe Sie zu meinem Vater. Er ist das Oberhaupt unseres Clans." Sie warf einen Blick zurück auf ihren Sohn, der wütend einige Kohlköpfe in die Körbe donnerte. "... auch wenn das manchen von uns nicht mehr passt!"