Central Terminal

Normale Version: Friedensinitiative II - Log 4 - Turan
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*** Ch'Rihan / Prätorenpalais ***

Prätor Tr'Kaleh überflog ein letztes Mal seine Rede, die er in wenigen Stunden, nach der traditionellen Militärparade anlässlich des Jahrestags der Landung der Rihannsu halten würde. Seine Regierungssprecherin, eine rundliche Rihanha mittleren Alters, die sich mit ihrem scharfen Verstand und zuweilen rücksichtsloser Meinungsäußerung Turans Respekt erworben hatte, räusperte sich dezent.

"Exzellenz, ich möchte noch einmal anmerken, dass der Botschafter der Föderation durchblicken ließ, dass man es seitens seiner Regierung positiv werten würde, wenn sich die Militärparade in etwas kleinerem Ausmaß entfalten würde," sagte sie jetzt.

Turan sah auf und schmunzelte leicht. "Ich sehe keinen Anlass, der unnötigen Paranoia des Föderationspräsidenten Vorschub zu leisten, Lhhei Karethra. Ich plane nicht, gemeinsam mit den Klingonen gegen die Föderation vorzurücken, und  ich werde nicht so tun, als hätte ich derlei Absichten zu verschleiern."

"Mit Verlaub, Exzellenz, möglicherweise denken die Föderationsfunktionäre ganz einfach zu simpel und --"

"Sie meinen, ICH denke zu kompliziert?"

"Nun... gewisse Kreise sehen einfach eine Provokation in der Parade."

"Und diese Kreise werden sich bestätigt fühlen, wenn ich sie minimiere. - Ich habe jedoch Ihren Einwand zur Kenntnis genommen." Er stand auf und trat ans Fenster, von dem aus sich ihm der festlich geschmückte Weg der Parade darbot.

"Dann gibt es noch eine Beschwerde des Kommittees für Traditionspflege wegen der unsäglichen Installationen im Central Terminal von Ch'Rihan..."

"Ja, ich habe bereits Sorge getragen, dass Dalok Ruls neuester Unfug nicht mehr lang dort die Sicht verstellt. Der Mann präsentiert sich doch so gern als Hüter des rihannischen Erbes gegen Föderation, Klingonen und den Rest der Galaxis. Ich habe ihm einen Reporter geschickt, der ihm einige peinliche Fragen stellen wird." Dennoch hoffte Turan, dass sich bald eine Gelegenheit ergeben möge, den lästigen Emporkömmling dauerhaft loszuwerden. Er begann entschieden zu viel seiner knappen Zeit in Anspruch zu nehmen. Natürlich hätte ein Wort an den Tal Shiar genügt, um den missliebigen Senator von der Bildfläche verschwinden zu lassen - aber das war etwas, das der Prätor sich nicht leisten konnte und wollte. Denn eine solche Aktion hätte ihn als Nutznießer des Verschwindens auf jeden Fall in unangenehmes Gerede gebracht, und das hätte sein Verhältnis zur Föderation wesentlich mehr belastet als die traditionelle Militärparade.
Es klopfte an der Tür. "Das wird die Gardrobiere sein. Lhhei Karethra, wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen."

Die Regierungssprecherin verneigte sich und zog sich zurück, während zwei junge Rihannsu mit der frisch aufbereiteten kostbaren alten Staatsrobe eintraten, die die Prätoren seit mehreren Jahrhunderten zu diesem Anlass zu tragen pflegten. Die Symbole der beiden Planeten waren darauf kunstvoll in Goldbrokat gestickt und mit frührihannischen Schriftzeichen verwoben.

...

Zwei Stunden später stand Turan auf der Landerampe des Palais und war bereit, in den wartenden Boden-Gleiter zu steigen, der ihn an der Spitze der Parade in langsamen Flug durch die Hauptstadt bis zum Park mit dem Denkmal für die vulkanischen Auswanderer tragen sollte. Die Vizedirektorin des Tal Shiar und sein Sicherheitschef besprachen letzte Absicherungen und Notfallpläne. Die jährliche Parade brachte ihnen stets einige dutzend graue Haare ein. Einige Amtsvorgänger Turans waren nur in einem schwer gepanzertem Gleiter geflogen oder hatten nur ein Hologramm auf die Parade geschickt.

Der Prätor wandte sich dem Sicherheitschef zu, der daraufhin das Padd mit dem Paradeverlauf sinken ließ.
"Exzellenz?"

"Entspannen Sie sich, Tr'Vohar. Ich bin sicher, Sie haben Ihre Perimeterschutzschirme und die Scharfschützen mit Redundanz positioniert."

"Dieser Tag ist mein schlimmster Albtraum, Exzellenz. Gerade nach den jüngsten Zwischenfällen mit den Vaharan..." Er holte tief Atem. "Ich kann Ihnen nicht gestatten, ohne zwei Sicherheitsleute als persönlichem Begleitschutz zu fliegen. Daher habe ich--"

Zwischen Turans Brauen zeichnete sich eine scharfe Falte ab. "Tr'Vohar, ich denke nicht daran, mich hinter-"

"Nein, nein!" Der Sicherheitschef hob abwehrend die Hände. "Niemand wird etwas ahnen, es sei denn, es kommt zum Ernstfall - was ich natürlich nicht hoffe. Hier sind Ihre beiden Sicherheitsleute." Mit diesen Worten hielt er dem Prätor zwei Objekte hin, die Teile einer Ersatzmikrophonanlage zu sein schienen."

"Tr'Vohar, ist Ihnen nicht wohl?"

An seiner Stelle meldete sich die Vizedirektorin zu Wort. "Darf ich vorstellen? Die Agenten Ma'k und Ishim."

Turan begriff. "Sie stellen mir zwei Formwandler zur Seite?"

"Sie sind zwei meiner besten Agenten, Exzellenz."

"Nun denn - bringen Sie meine beiden Beschützer ins Cockpit!" Turan raffte die etwas unbequeme steife Robe zusammen und schritt die Gangway in den Gleiter hoch. Er beneidete seine Sicherheitsabteilung wahrlich nicht. Das anberaumte Gipfeltreffen mit dem klingonischen Kanzler hatte schon einige der Mitarbeiter mit Burnout ausscheiden lassen. Der einzige Trost war, dass es Kvorag vermutlich ähnlich erging. Erst vorige Woche, so hatten Informanten berichtet, war der Kanzler einem Attentat knapp entronnen, als er sich auf der Jagd befand. Ja, Jagdunfälle waren stets eine beliebte Sache, dachte Turan, während er Platz nahm. Den Elementen sei dank hatte er keine diesbezüglichen Gelüste. Ansonsten hätte sein Sicherheitsberater vermutlich schon einen Herzinfarkt bekommen!